Stadtnachricht

Knackig, saftig, lecker und frisch


Vier Schulen haben an mehreren Tagen Äpfel auf Maßnahmenflächen des LIFE+-Projekts "Vogelschutz in Streuobstwiesen" für den Schorndorfer Apfelsaft aufgelesen.

Schüler bei der Apfellese

Die Karl-Friedrich-Reinhard-Werkrealschule beteiligte sich unter der Leitung von Irene Siegle mit acht Schülerinnen der 8. Klasse. Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6 der Bio-LIFE+-AG unter der Leitung von Steffen Kauer vom Max- Planck-Gymnasium hatten gutes Wetter beim Äpfel sammeln. Den Klassen 2a und 2b der Fuchshofschule mit ihren Klassenlehrerinnen Michaela Wirth und Annette Hamm hat es sehr viel Spaß gemacht.

Das Tüpfelchen auf dem "i" des Streuobstwiesenprojekts, das die Klasse 7c vom Burg-Gymnasium schon im Juni des letzten Schuljahres begonnen hatte, war das "Äpfelauflesen" für den Schorndorfer Streuobstapfelsaft und das Pressen von Äpfeln. Die Leitung für das Burg-Gymnasium lag bei Rita Ammann. Der Burg-Gymnasium Auflesetag war vom Wetter her mit Abstand der schlechteste. Es regnete in Strömen. Eigentlich wollte Ruth Wagner-Jung von der "Lokalen Agenda 21 - Streuobstwiese" den Termin absagen. Doch als immer mehr SchülerInnen zum verabredeten Termin kamen war schnell klar, dass sie unbedingt auflesen wollten und zwar gleich - nicht erst an einem späteren Ausweichtermin. Alle haben tüchtig gearbeitet.

Die Streuobstwiesen, eine von Menschen geschaffene Kulturlandschaft, liegen direkt vor unserer Schultüre. Zusammen mit denen des Mittleren Albvorlandes bilden die des Mittleren Remstals das größte zusammenhängende Streuobstgebiet in Europa.

Hier kommen besonders viele Tier- und Pflanzenarten vor, weil sich zwei Lebens- räume auf einer Fläche vereinigen: oben ein lichter Baumbestand aus Obstbäumen und darunter Wiesen und Weiden, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung hervorgegangen sind. In dieser Lebensraum-Kombination fühlen sich mehrere Tausend Tier- und Pflanzenarten wohl. Um diesen Lebensraum zu schützen, läuft unter der Federführung des Regierungspräsidiums Stuttgart seit einigen Jahren das LIFE +-Projekt, dessen Ziel es ist, die Lebensräume zahlreicher gefährdeter Vogelarten deutlich zu verbessern und langfristig zu sichern.

In Gruppen arbeiteten sich die Schülerinnen und Schüler in das Projekt ein. Einmal ging es darum, die Kennzeichen der Obstbäume auf Streuobstwiesen herauszufinden, an denen man sie auf der Wiese wieder erkennen kann - zum Beispiel an der Wuchsform, den Blüten und der Rinde.

Beim Vergleich Streuobstwiesen und Obstplantagen wurden die Höhe der Baumstämme und ihr Abstand, Obstsorten, Ertragsdauer, Düngung und Ernteaufwand einander gegenüber gestellt.

Wenn sehr viele Lebewesen zusammen leben, gibt es vielfältige Nahrungsbeziehungen. Es sollte herausgefunden werden, wer wen frisst und daraus an einem stilisierten Baum ein Nahrungsnetz entwickelt werden.

Eine Streuobstwiese hat typische Vogelarten wie den Steinkauz, den Mittel- und Grünspecht, den Halsbandschnäpper, den Wendehals und viele mehr. Die Schüler mussten sich über Aussehen, Ernährung und Brutzeit informieren und daraus Steckbriefe der einzelnen Vögel erstellen.

Obstbäume sind Lebensräume für Vögel. Dazu müssen die Bäume regelmäßig geschnitten werden, sonst altern sie vorzeitig und sterben ab. Da dies zu 80 Prozent nicht gemacht wird, brechen heute fast überall Baumbestände zusammen. Hier setzt das LIFE +-Projekt an. Welche Maßnahmen ergriffen werden, war in dieser Arbeitsgruppe zu erkunden. Alle Gruppen fertigten mit ihren erarbeiteten Infos ein Plakat an, das sie vor der Klasse präsentiert wurde und anschließend in eine kleine Ausstellung kam.

Nun kam eines der "Highlights" des Projekts - eine dreistündige Exkursion mit der Kulturlandschaftsführerin Ruth Wagner-Jung zu den Schorndorfer Streuobstwiesen. Bei herrlichem Sonnenschein erfuhren die SchülerInnen viel über das LIFE+- Projekt, lernten viele Baumarten und deren - noch nicht reife - Früchte kennen. Wir sahen auch mehrere Habitatbäume. So bezeichnet man Obstbäume, die besondere Baumstrukturen aufweisen. In ihren oft teilweise abgestorbenen Ästen, Baumhöhlen, Rinden, bieten sie vielen Tieren Lebensraum.

Alle lauschten den Vogelstimmen und lernten bei einem Puzzle die Steine/Kerne entsprechenden Früchten und ihren Blüten zuzuordnen. Anhand von Bildern lernten die SchülerInnen die zehn wichtigsten, bedrohten Vogelarten der Streuobstwiesen kennen. Zwischendurch gab es immer wieder leckeren Schorndorfer Streuobst-Apfelsaft. In der sich anschließenden Freilandarbeit auf einer der städtischen Streuobstwiesen wurde die Länge der Baumstämme, ihre Umfänge und ihr Abstand mit Meterstab und Maßband ermittelt, Rindenbilder mit Wachskreiden gerubbelt, nach Aststümpfen, Baumhöhlen und Nestern Ausschau gehalten, Wiesenblumen gesammelt und bestimmt, Tiere auf Blüten, Ästen und Rinden gesucht.

Einige Schülerinnen interviewten Ruth Wagner-Jung über ihre vielseitigen Aufgaben als Kulturlandschaftsführerin und wollten genau erfahren, wie der Schorndorfer Streuobstwiesen-Apfelsaft entsteht.

Zwischendurch haben die Schüler auch einen Apfel gegessen und fanden, dass er direkt vom oder unter dem Baum besser schmecke als ein gekaufter. Kein Wunder, erklärte ihnen Ruth Wagner-Jung, da fast alle Kaufäpfel, wenn sie geerntet werden noch nicht ganz reif sind.

Leider konnten an diesem Tag wegen des Regens keine Äpfel gepresst werden, denn es hätte dann statt Apfelsaft gleich Apfelschorle gegeben. So gab es als Belohnung ein kleines Fläschchen Schorndorfer Streuobstwiesen-Apfelsaft. Obwohl alle klatschnass nach Hause kamen, hatten die Schüler einen schönen Nachmittag verbracht.

Zuvor verabredeten sich alle noch zum "Apfelsafttermin". Christel Geiß, die Mutter eines Schülers aus der Klasse 7 c, bot an, die Äpfel mit den Schülern auf dem Aktivspielplatz bei der Hahn´schen Mühle zu pressen. Etwa eine Woche später - auch wieder bei Regenwetter, aber dieses Mal unter Dach - kamen einige entschlossene Schüler und pressten drei große Eimer Äpfel aus. Zuvor wuschen und zerkleinerten sie diese grob, schnitzelten sie in einer Maschine und pressten sie in einer Apfelpresse.

Ein köstlicher rotbrauner Apfelsaft war das Endergebnis. Alle fanden, dass dieser noch besser schmecke als ein Apfel, logisch die Äpfel auf den Streuobstwiesen sind meistens sehr alte, aromatische Sorten wie zum Beispiel Gewürzluiken.

Auch die Schülerinnen und Schüler der Bio-LIFE+-AG haben auf dem Schulhof des Max Planck Gymnasiums leckere Schorndorfer Streuobstäpfel zu aromatischem Apfelsaft verarbeitet. In mitgebrachten Flaschen konnten die Jungen und Mädchen eine Kostprobe mit nach Hause nehmen und daheim demonstrieren - so lecker schmeckt Apfelsaft von unseren heimischen Streuobstwiesen. Einfach ein Genuss!

Die Äpfelauflese-Aktion wurde organisiert von der Lokalen Agenda 21 Schorndorf Projektgruppe Streuobstwiesen/Schorndorfer Apfelsaft.