Stadtnachricht

Gedenkfeier zum 100. Geburtstag Philipp Palms


OB Matthias Klopfer und Annette Krönert gedenken an Philipp Palm.

Vergangenen Dienstag, am 9. Oktober, wäre der 8. Schorndorfer Ehrenbürger Philipp Palm 100 Jahre alt geworden. Die Stadtverwaltung hatte gemeinsam mit Palms Enkelin Annette Krönert weitere Familienmitglieder und Angehörige zum Gedenken und zur Kranzniederlegung auf den Neuen Friedhof eingeladen. Stimmungsvoll begleitet wurde die Gedenkfeier vom Posaunenchor des CVJM und einem Gebet von Dekanin Dr. Juliane Baur. Palms Enkelin Annette Krönert teilte ihre persönlichen Erinnerungen an einen sensiblen und vom Krieg gezeichneten Großvater.

„Wir gedenken Philipp Palm, der sich um seine Heimatstadt Schorndorf nicht nur als Apotheker und Unternehmer, sondern vor allem auch durch sein lebenslanges ehrenamtliches Engagement in Verein und Kirche sowie als Stifter besonders verdient gemacht hat“, so Oberbürgermeister Matthias Klopfer in seiner Ansprache. Klopfer würdigte Palms jahrzehntelanges Wirken für die Allgemeinheit, den selbstlosen Einsatz für das Gemeinwesen und die Stadtgesellschaft und stellte die Meilensteine seines Lebens dar. „Bürgerschaftliches Engagement und der Einsatz für andere stellen eine höchstpersönliche Haltung dar. Unsere Demokratie und unser Gemeinwesen leben davon, dass immer wieder Menschen wie Philipp Palm aktiv werden und sich einsetzen. Für sein Wirken spreche ich im Namen der Stadt Schorndorf meinen höchsten Dank aus und bedanke mich bei allen Verwandten und Nachkommen der Palmfamilie, beim Vorstand, Stiftungsrat und den Mitgliedern der Palmstiftung für die Fortsetzung seines Erbes“, sagte Klopfer.

Im Dienste der Medizin

Am 9. Oktober 1918 wurde Philipp Palm in Plüderhausen geboren. Seine Familie war im Remstal und in Schorndorf seit Generationen bekannt. Nach seinem Abitur und Arbeitsdienst wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Der Zweite Weltkrieg forderte große persönliche Opfer von ihm. Als Offizier wurde er mehrmals verwundet. Er durchlebte auch die Gefangenschaft. 1941 wurde er in Russland so schwer verwundet, dass ein Bein amputiert werden musste. 1945 heiratete er im Lazarett im bayrischen Traunstein Elsa Maria Krampf, die ihren Kriegsdienst als Krankenschwester leistete. Im September 1945 kehrte Philipp Palm in seine Heimat nach Schorndorf zurück. Seine Ehefrau absolvierte ihr Pharmaziestudium und promovierte nach dem Krieg. Er startete eine Ausbildung als Apotheker, absolvierte das Studium der Pharmazie und übernahm 1952 die elterliche „Palm’sche Apotheke“. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 1959 übernahm seine Ehefrau die Leitung der Apotheke und leitete diese bis zu ihrem Tod im Jahr 2008. Auch Philipp Palm war bis zu seinem Tod im Jahr 2004 als Apotheker tätig.

Förderer von Sport und Vereinen

Nach der Rückkehr aus dem Krieg nahm Philipp Palm wieder am vielfältigen Stadt- und Vereinsleben teil. Seit seiner Kindheit hat Philipp Palm am sportlichen Vereinsleben teilgenommen. Das sportliche Geschehen ist in Schorndorf seit der Nachkriegszeit untrennbar mit dem Namen Philipp Palm verbunden, denn mehr als 40 Jahre war er ehrenamtlicher Vorsitzender der genannten Vereine und selbst auch sportlich aktiv. Ein ganzes Stück Schorndorfer Sport- und Vereinsgeschichte sowie die Zusammenschlüsse der Vereine hat er mitgeprägt: Von 1953 bis 1976 leitete er die Geschicke des TV 1846 Schorndorf als 1. Vorsitzender. 1976 kam es dann zur Fusion zwischen dem TV 1846 und dem SKV Schorndorf. Der Verein nannte sich TuS Schorndorf. Dort war er von 1976 bis 1992 ebenfalls 1. Vorsitzender. 1992 kam es dann zum Zusammenschluss des TuS und des VfL Schorndorf zur heutigen Sportgemeinschaft 1846 e.V., zu deren Ehrenvorsitzender er wurde. Die Philipp-Palm-Halle im Schulzentrum Süd trägt seinen Namen. Außerdem gründete er den deutsch-georgischen Verein und gemeinsam mit Ursula Kamps die Schorndorfer Tafel.

Engagement in der Kirche

1953 wurde er Kirchengemeinderat und war lange Jahre in der evangelischen Kirchengemeinde sowie in der Synode der Evangelischen Landeskirche Württemberg aktiv. Außerdem war er Mitglied des Verwaltungsrates des Evangelischen Marienstifts und seit der Gründung 1991 Vorstandsmitglied des Fördervereins. Sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Wirken wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. So wurde Palm 1968 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1983 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1986 die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg verliehen. Außerdem erhielt er 1986 die Goldene Ehrennadel des Schwäbischen Turnerbundes, 1988 die Städtische Verdienstmedaille in Silber und 1993 die Städtische Verdienstmedaille in Gold. Das Recht des Ehrenbürgers wurde ihm 1998 verliehen. 1999 wurde er mit der Brenz-Medaille für ehrenamtliches Engagement in der Landeskirche ausgezeichnet.

Palms Erbe – die Palmstiftung

„Der Dreiklang „Stiftung - Apotheke - Unternehmen“ ist der Nachlass des Ehepaars Dr. med. Maria und Johann Philipp Palm, die 1995 die Palm-Stiftung e.V. gründeten“, erklärte Klopfer. Die Palm-Stiftung e.V. steht für Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Bildung, bürgerschaftliches und soziales Engagement vor Ort und weltweit. Mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis setzt sich die Stiftung für Freiheit und gegen Gewalt ein, schätz die Ideale der freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung und trägt dazu bei, sie zu festigen und zu fördern.

Johann-Philipp-Palm-Preis

Seit 2002 verleiht die Palm-Stiftung den Johann-Philipp-Palm-Preis an „Frauen, Männer und Institutionen, die ein herausragendes Beispiel für den Einsatz zur Verwirklichung von Meinungs- und Pressefreiheit“ darstellen. Benannt ist der Preis nach Palms Vorfahre, dem berühmten Buchhändler Johann Philipp Palm, der wegen seiner Schrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“ von Napoleon zum Tode verurteilt wurde. Am Sonntag, 2. Dezember um 11 Uhr wird Preis in der Barbara-Künkelin-Halle an die Journalistin Stefica Galic aus Bosnien und die Radiojournalistin und Medienaktivistin Josephine Achiro Fortelo aus dem Südsudan verliehen.