Stadtnachricht

Für eine bessere Nachbarschaft


Für eine bessere Nachbarschaft Menschen haben inzwischen nicht immer Verwandte in der Nähe, die sich um sie kümmern. Hier hilft das „Tauschnetz Schorndorf“, der Nachfolger des „Schorndorfer Tauschring Nimm & Gib“. Gisela Holl ist im Moment zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen dabei, es aufzubauen. Die Neuauflage startet mit etwas weniger Mitgliedern, aber dafür erneuert sich die gesamte Infrastruktur: Das Tauschnetz ist jetzt in die Awo eingebunden und hat eine Internetpräsenz, so dass Mitglieder immer aktuell informiert sind, statt sich, wie vorher, auf ein jährliches Printheft verlassen zu müssen. Einmal im Monat gibt es einen Stammtisch, bei dem sich die Mitglieder untereinander kennenlernen können. „Man möchte ja vielleicht nicht, dass jemand Fremdes zu einem nach Hause kommt. Da geht es auch um Vertrauen,“ meint Holl. Das Tauschnetz ist Hilfe zur Selbsthilfe und soll den direkten Kontakt zwischen Menschen aus der erweiterten Nachbarschaft wieder mehr in den Vordergrund rücken.

Holl sieht das nicht als „Sozialromantik“, sondern als Zukunftschance. So könnten zum Beispiel berufstätige Eltern ihre Kinder zu erfahrenen Omas und Opas geben, deren Enkel weiter weg wohnen. Auch das gegenseitige Ausleihen von Werkzeug und die Hilfe bei handwerklichen Tätigkeiten sind denkbar. Gerade in der Urlaubszeit ist es oft nötig, dass jemand vorbeikommt, um die Blumen zu gießen oder die Katzen zu füttern. Viel praktischer ist es natürlich, wenn die Person dann einfach ein paar Häuser weiter wohnt. Von der gegenseitigen Unterstützung sollen letztendlich alle profitieren.

Neben ihrer Tätigkeit beim Tauschnetz ist Gisela Holl auch schon seit mehreren Jahren beim Repair-Café in den Räumen der Volkshochschule ehrenamtlich tätig. Dort können Menschen einmal im Monat vorbeikommen, um alles Mögliche reparieren zu lassen. „Viele der Menschen sind unendlich dankbar“, erzählt Gisela Holl. „Es gibt Geräte, die schwieriger zu richten sind, aber wir versuchen, alles zu reparieren.“ Der Aufbau des neuen Tauschnetzes Schorndorf ist sehr viel Arbeit. Datenschutzrichtlinien, Werbung, Versicherung – als einen „Mordsaufwand“ beschreibt Holl die Aktivitäten. Hauptberuflich arbeitet sie als Erzieherin und Hauswirtschaftslehrerin für Menschen mit Behinderung. Die ehrenamtlichen Tätigkeiten übt sie in ihrer Freizeit aus. Warum? „Wenn man sieht, wie schlecht es manchen Leuten geht, merkt man, wie gut man es eigentlich selbst hat“, sagt sie. „Und ich weiß ja nicht, wie es mir einmal gehen wird.“

Foto: privat
Text: Vlora Kleeb
/ Zeitungsverlag Waiblingen