Stadtnachricht

BG-Sanierung - ein Fass ohne Boden


Bei der Einbringung des städtischen Haushalts 2012, im Herbst 2011, wurde im Evangelischen Gemeindehaus in Weiler während der Sitzung des Gemeinderats die erste Hiobsbotschaft in puncto Kostensteigerungen bei der Generalsanierung des Burg-Gymnasiums verkündet. Durch ergänzte Kostenfortschreibungen und die bisher nicht berücksichtigten Kosten für die Unterbringungsmöglichkeiten (Container) der SchülerInnen des BG während der Bauphase erhöhten sich die Gesamtkosten schon zu diesem Zeitpunkt von bisher angenommen 3,6 Millionen Euro auf 6,2 Millionen Euro.

Während der Sommerferien wurden von der Technischen Verwaltung in Auftrag gegebene sogenannte "zerstörende Bauteil-Untersuchungen" für rund 80.000 Euro im BG durchgeführt. Dabei stellte sich beim Ziehen von Bohrkernen aus den Decken im Altbaubereich heraus, dass diese mit sehr schlechtem Beton und zum Teil auch noch mit Kanthölzern ausgeführt worden sind. Damals gab es im Bauwesen noch nicht die Baumaterialien wie heute. Um diese Decken bautechnisch so umzugestalten, dass sie den geltenden Brandschutzbestimmungen entsprechen, müssten F 30 Beschichtungen aufgebracht werden, was sich aber statisch so stark auswirken würde, dass Unterzüge eingebaut werden müssten.

Die neuesten Berechnungen unter Einbeziehung der Kosten für diese erforderlichen bautechnischen Maßnahmen hätten ergeben, dass die Gesamtbaukosten für die Generalsanierung des Schulgebäudes sich inzwischen unter dem Strich auf die stolze Summe von 9,2 Millionen Euro belaufen würden, erklärte am Dienstag dieser Woche Schorndorfs Baubürgermeister Andreas Stanicki gegenüber der Presse.

Der "Point of no Return" sei Gott sei Dank noch nicht erreicht, da mit der Baumaßnahme noch gar nicht begonnen wurde, meinte Finanzdezernent Horst Reingruber. Aber bei sachlicher Auswertung des aktuellen Zahlenmaterials müsse man verantwortungsbewusst feststellen, dass man jetzt an einem Punkt angelangt sei, an dem man sich die Frage stellen müsse, ob sich dieser finanzielle Aufwand mit dem erzielbaren Erfolg überhaupt noch vereinen ließe. Seiner Meinung nach müsse man diese Frage mit einem klaren "Nein" beantworten.

Deshalb, erläuterte OB Matthias Klopfer, habe man im Haushalt 2013, der in der nächsten Gemeinderatssitzung am 25. Oktober eingebracht werde, auch sämtliche Ausgaben im Zusammenhang mit der Generalsanierung des Burg-Gymnasiums komplett herausgenommen. Die Sanierung habe sich zu einem Fass ohne Boden entwickelt. Es bleibe nichts anderes übrig als wieder zurück auf "Los" sprich Anfang zu gehen. Es müsse im Gemeinderat ein neuer Willensbildungsprozess gestartet werden, um zu klären, was man aufgrund der neuen Tatsachen politisch möchte. Klopfer schloss auch einen kompletten Neubau "Burg-Gymnasium" nicht aus. Der Standort, da ist sich Klopfer mit seinem Finanzdezernenten Reingruber einig, müsse aber für jegliche bauliche Maßnahme eindeutig weiterhin das rund 1,6 Hektar große Areal inklusiv Karl-Wahl-Sporthalle an der Ecke Burgstraße und Schlichtener Straße bleiben.

Die Grundstücke Schlichtener Straße 29 und 31 habe die Stadt, jetzt könne man im Nachhinein fast sagen "in weiser Voraussicht", schon vor Jahren erworben, stellte Reingruber fest. Das gesamte Schulgelände gehöre also der Stadt.

Ein Gymnasium auf der "Grünen Wiese" kommt für Klopfer nicht infrage, denn dann müsse die Stadt außer einem Schulhaus-Neubau auch noch den Bau einer dreiteiligen Sporthalle mit rund 6 Millionen Euro finanzieren. Am derzeitigen Innenstadt-Standort habe man mit der Karl-Wahl-Halle eine Sporthalle in der direkten Nachbarschaft. Also optimale Bedingungen für den Schulsport quasi vor der Haustür.

Die Schule habe sich jahrelang in einem "Stand-by-Modus" befunden und man habe im Hinblick auf die geplante Generalsanierung viele Schulprojekte aufgeschoben, betonte Michael Kraus, der stellvertretende Schulleiter des Burg-Gymnasiums, beim Pressegespräch. Im Lehrer-Kollegium des BG sehe man die augenblickliche Situation mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Man habe dort der Generalsanierung aber schon immer eher etwas skeptisch gegenübergestanden.

Seines Erachtens müsse man sich, egal welche Entscheidung der Gemeinderat demnächst treffen wird, beim BG wohl auf einen Zeitraum von sechs bis sieben Jahren einstellen, bis wieder die Normalität im Schulbetrieb einkehren könne.