Stadtnachricht

Politik im Rathaus: CDU-Fraktion


Wir "brandschützen" uns kaputt

Ingo Sombrutzki: "Brandschutz, des isch älle klar, isch onser Thema in dem Johr," orakelten die Schorndorfer Hexen am diesjährigen Schmotziga Donnerstag und bewiesen damit wahrlich seherische Fähigkeiten, wie die überhastete Schließung des Stuttgarter Fernsehturms aus Brandschutzgründen in der letzten Woche bewies. Land auf, Land ab schütteln die Bürger verständnislos die Köpfe und können nicht nachvollziehen, warum etwas, das jahrzehntelang reibungslos funktioniert hat, jetzt zum Problem wird. Auch wir in Schorndorf sind davon betroffen. Regelmäßig stehen im Gemeinderat gewaltige Baukostensteigerungen durch Brandschutzvorgaben auf der Tagesordnung. "Man kommt jetzt deutlich leichter aus dem Rathaus hinaus als ins Rathaus hinein", scherzte OB Klopfer mit Blick auf die neuen Fluchttreppen im sanierten Alten Rathaus. Bei der Voruntersuchung zur Generalsanierung des Burg-Gymnasiums kam man zum Ergebnis, dass nahezu alle Tragdecken sowohl aus statischen als auch brandschutz-technischen Gründen mit einem Millionenaufwand ausgetauscht werden müssten. Und manch Hausbesitzer in der historischen Altstadt weiß ein Lied davon zu singen, welche Auswüchse die Brandschutzanforderungen bei Renovierungen annehmen können. Der Brandschutz ist insbesondere bei Bestandsimmobilien zu einem Faktor geworden, der eine riesige finanzielle Belastung darstellt, und der im kulturellen Bereich mehr und mehr zum Verhinderungsfaktor wird. So fiel im letzten Jahr bei der SchoWo das beliebte gastronomische Angebot in der Hetzelgasse den Brandschutzauflagen zum Opfer.

Geregelt ist der Brandschutz durch die Landesbauordnung. Was sich dort noch meist vernünftig anhört, wird in den zugehörigen Ausführungsverordnungen teilweise fragwürdig und bei Brandverhütungsschauen vor Ort dann immer öfter ad absurdum geführt. Eine ganze Branche an Sachverständigen, Gutachtern und Sanierungsexperten lebt mittlerweile sehr gut von dieser Thematik. Mit Horrorszenarien werden letztendlich die Verantwortlichen gefügig gemacht, die teuren Brandschutzauflagen umzusetzen.

Der vorbeugende Brandschutz muss dringend auf ein sinnvolles Maß zurechtgestutzt werden. Das "Prinzip der Verhältnismäßigkeit" und der gesunde Menschenverstand dürfen bei den Beurteilungskriterien nicht aus dem Auge verloren werden. Wir müssen den Brandschutz ernstnehmen und vorbeugende Maßnahmen zur Rettung von Menschenleben ergreifen, gleichzeitig aber akzeptieren, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann.

Der Landtag hat bei der anstehenden Novelle der Landesbauordnung die Möglichkeit, ein entsprechendes Zeichen zu setzen. Leider versprechen die Verlautbarungen aus dem zuständigen Ministerium nichts Gutes. Statt einer Entschlackung drohen neue Auflagen, wie zum Beispiel eine Pflicht zum Einbau geeigneter Brandmeldeanlagen für die Tierhaltung in Ställen. Aber auch wir alle sind gefordert, die ausgeprägte Vollkasko-Mentalität in unseren Köpfen zu bekämpfen, die bei Bränden und Unfällen stets nach einem Schuldigen ruft, der haftbar gemacht werden kann. Eigenverantwortung auf allen Ebenen ist der Königsweg. Sonst "brandschützen" wir uns letztlich noch kaputt.

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