Stadtnachricht

Studienfahrt der Gottlieb-Daimler-Realschule nach Auschwitz


Schon fast zur Tradition geworden, aber trotzdem immer noch durch nichts zu ersetzen, ist der alljährliche Besuch einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern der Gottlieb-Daimler-Realschule, die freiwillig an dieser Studienfahrt teilnehmen. Kein Unterricht kann diese persönlichen Eindrücke und Erlebnisse ersetzen, die in Auschwitz und Birkenau gemacht werden konnten. Nie kann die Vergangenheit besser vergegenwärtigt werden als in der persönlichen Begegnung mit einer Zeitzeugin, die als Kind die Schrecken des Vernichtungslagers erlebt und mit viel Glück überlebt hat.

Im Unterricht (Geschichte und Religion) inhaltlich vorbereitet, bei der Stolpersteinverlegung eingestimmt auf die Thematik Verfolgung und Vernichtung und auch hingewiesen auf die "Nähe" des nationalsozialistischen Terrors zwischen 1933 und 1945, machten sich 26 Schülerinnen und Schüler mit 2 Lehrern auf die "Erlebnisreise" der ganz besonderen Art.

Auszüge aus Schilderungen der Teilnehmer: "Auf den ersten Blick wirken die 28 roten Backsteinhäuser, umgeben von einer Mauer mit Stacheldrahtzaun gar nicht wie ein Massenvernichtungslager von Menschen, sondern eher wie ein heutiges Gefängnis. Doch hinter den Mauern der Häuser verbirgt sich eine schreckliche Vergangenheit, vor allem Juden wurden auf grausame Weise gefoltert und zum Schluss ermordet."

"In großen Vitrinen in den Baracken sind Tonnen von Haaren, Koffern, Brillengestellen, Kleidern, Schuhen, Prothesen und haufenweise Töpfe und Bürsten der Ermordeten zu sehen.

Tausende Bilder an Wänden zeigen Menschen mit Einlieferungs- und Sterbedaten. Die meisten Menschen haben nicht länger als drei Monate überlebt."

"Auf der Rampe entschied der SS-Arzt das Schicksal von Hunderttausenden von Menschen, mit einer kleinen Handbewegung. Wir verfolgten einen langen Weg, der von einem Stacheldrahtzaun umgeben war. Rechts und links von uns standen Baracken. Doch auf diesem Weg gingen damals nicht die Menschen, die zur Arbeit ausgewählt wurden. Auf diesem Weg gingen die Menschen direkt in ihren Tod!"

"In Auschwitz haben wir die Zeitzeugin Halina Birenbaum getroffen. Sie war aus Israel angereist, um ihre Lebensgeschichte in der Begegnungsstätte Auschwitz verschiedenen Gruppen nahe zu bringen. Sie erzählte uns etwa zweieinhalb Stunden über ihr Leben während der NS-Zeit.

Während sie erzählte, merkte man förmlich, wie sie sich wieder in die Zeit von damals zurückversetzt fühlte und deswegen sehr emotional davon berichten konnte. Ihr ganzes Leiden und ihre schlimmen Erlebnisse bezog sie mit in ihre Erzählung ein. Zum Beispiel wie sie ihren Vater verloren hat, als er von NS-Männern im Ghetto verprügelt wurde und daraufhin verstorben ist. Oder wie sie immer wieder zwischen Leben und Tod gestanden hat. Man hat deutlich gemerkt, dass es für Halina Birenbaum auch nicht einfach war, über ihr Leben zu erzählen und alles nochmals zu durchleben. Sie hat immer wieder die Stimme verloren und war oft den Tränen nahe."

Und da war noch die erste Begegnung und Kontaktaufnahme mit einer polnischen Schule. Soll da ein regelmäßiger Schüleraustausch entstehen, eine Schulpartnerschaft? "Zunächst waren wir ziemlich unsicher, wie wir uns den polnischen Schülern gegenüber verhalten sollten. In welcher Sprache sollten wir sie ansprechen? Die erste Kontaktaufnahme fand über die Deutschlehrerin der polnischen Schüler, Frau Drewniak statt. Über diese fanden wir heraus, dass einige der Schüler/innen Deutsch sprechen. So kamen wir dann während der Busfahrt nach Krakau ins Gespräch. Zurück in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) und bei einer gemütlichen Gesprächsrunde unter der Galerie der IJBS wurden die Unterhaltungen dann fortgeführt. Wir sprachen über verschiedene Dinge wie Hobbys oder spielten gemeinsam Tischtennis.

Es war dann schon ein bisschen traurig, Ade zu sagen und Abschied zu nehmen. Aber wir haben Handy-Nummern und E-Mail-Adressen ausgetauscht und, was wir uns ganz intensiv wünschen: Wir möchten diese Begegnung wiederholen, vielleicht im Frühjahr in Schorndorf!

Die Texte stammen von: Hannah Thomä, Vanessa Schwenger, Stephanie Schultess, Anika Maas, Marleen Fischer, Julia Teufel, Jan Eckardt, Joseph Müller und Jonathan Golder.

Diese Studienfahrt wurde finanziell unterstützt vom Freundeskreis der GDRS, von Hardware4friends, vom Oberkirchenrat Stuttgart, von der Kreissparkasse WN, von der Stadt Schorndorf und aus dem Erlös des Sponsorenlaufs der GDRS im Mai 2009.