"Wichtiger Mann verläst die Brücke"
14.01.2010
Nach einem Viertel Jahrhundert beim Bürgermeisteramt Schorndorf, davon die letzten 15 Jahre als Stadtkämmerer, hat Frank Geißler den Dienstherrn gewechselt. Seit Jahresbeginn wacht er über die Finanzen des Landreises (Schorndorf Aktuell berichtete mehrfach) beim Landratsamt in Waiblingen. Zum offiziellen Abschied nach der letzten Sitzung im alten Jahr gab es jede Menge Lob und anerkennende Worte für den gelernten Fachbeamten des gehobenen Verwaltungsdienstes, der auch viele Jahre in Schlichten als Ortsvorsteher fungierte und dort maßgeblich zum Bau des neuen Bürgerhauses beitrug. Zudem engagierte sich Geißler in der Bürgerstiftung und bei der SWS.
"Sie werden uns sehr fehlen", attestierte OB Matthias Klopfer dem scheidenden Kämmerer, den er als einen sorgfältigen Wächter der Stadtfinanzen bezeichnete. Im neuen Amt würden die kommunalen Wurzeln des Finanzfachmannes hoffentlich erhalten bleiben, sprich, er solle die berechtigten Interessen der Gemeinden und Städte nicht aus den Augen verlieren. Diese finanzieren vor allem über die jährlich neu ausgehandelte Kreisumlage einen wichtigen Teil des Kreishaushalts. Im neuen Amt wird Geißler sicher sein "klar strukturiertes Denken" (OB Klopfer) und sein hohes Detailwissen eine Hilfe bei der Einarbeitung sein. Zudem gilt Frank Geißler als ein Meister der Delegation, wie sie lupenrein im Stuttgarter Innenministerium gelehrt wird. Dort war er vor seinem Sprung remsaufwärts tätig.
Für seinen direkten Dienstvorgesetzten, EBM Horst Reingruber, verlässt mit Geißler "ein wichtiger Mann für die Stadt die Brücke." Dieser habe stets ziel-, aufgabenorientiert und konstruktiv gearbeitet und nie die beleidigte Leberwurst gespielt, wenn es einmal nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen sei. Augenzwinkernd und zugleich anerkennend bezeichnete der Finanzbürgermeister seinen scheidenden Mitarbeiter als "Kettenhund der Stadtkasse mit einer erotischen Beziehung zum Geld." Kurzum: "Wir bedauern, Sie als Kämmerer zu verlieren." Im Gemeinderat sieht man dies ähnlich. Für seine Kollegen formulierte dies SPD-Fraktionsvorsitzender Karl-Otto Völker mit folgenden Worten: "An dieser finanziellen Schaltstelle braucht man als arme Stadt die besten Leute." Er hob vor allem die umsichtige Art Geißlers hervor, über den Tellerrand hinauszublicken und die Stadträte sachkundig und unaufgeregt zu informieren.
Das Verhältnis zum Schorndorfer Gremium bezeichnete Frank Geißler als "fast familiär." Der Kreistag sei da deutlich eine Nummer größer. Er kann die Daimlerstadt erhobenen Hauptes verlassen, was er nicht ganz ohne Wehmut tut: "Die letzten Jahre haben Spaß gemacht. Die Rahmenbedingungen passen."