Stadtnachricht

Lidar zeigt an, woher der Wind weht


"Wenn der Wind des Wandels weht", so lautet ein Sprichwort, "bauen die einen Schutzmauern und die anderen Windmühlen". Die Klügeren haben also die Zeichen der Zeit erkannt und bauen Windmühlen oder, wie man heute sagt, Windkraft-Anlagen. Das tun auch die Stadtwerke Schorndorf in Kooperation mit den Stadtwerken Fellbach, genauer gesagt ihr gemeinsames Partner-Unternehmen, die Energiedienstleistungen Remstal. Als ersten, vorbereitenden Schritt hat die Energiedienstleistungen Remstal ein mobiles Windmess-Gerät gekauft. Damit ist man ein bisschen der Zeit und vor allem den Konkurrenten weit voraus. Zweck der 180.000 Euro teuren Anschaffung ist es, an den Orten, wo die Stadtwerke Windkraft-Anlagen planen oder sich für den Bau beworben haben, Windmessungen durchzuführen, um die Wirtschaftlichkeit der Standorte zu prüfen. Bisher mussten in einem aufwendigen Verfahren hohe Messmasten aufgestellt werden. Die sind, bis die neuen mobilen Messgeräte zertifiziert sind, weiter zusätzlich notwendig. Die neuen Messgeräte sind jedoch um einiges genauer und flexibler einsetzbar.

Das neue Messgerät, das die beiden Geschäftsführer Andreas Seufer aus Schorndorf und Thomas Mahlbacher zusammen mit Gerhard Ammon von den Stadtwerken Fellbach vorgestellt haben, arbeitet mit Laserstrahlen. Das ist eine dem Radar ähnliche Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie zur Fernmessung atmosphärischer Parameter.

Im Vergleich zum Radar arbeitet es jedoch mit Laserstrahlen statt mit Funkwellen. Das Messgerät kann bis in eine Höhe von 200 Metern messen, also über den Bereich hinaus, in dem sich die Nabenhöhe des Propellers einer Windkraftanlage befindet. Noch ein Vorteil: Es müssen keine Bäume gerodet werden, das robuste und autarke Lidar (Light detecting and ranging) erkennt trotzdem, woher der Wind weht.

Für die beiden Stadtwerke-Geschäftsführer ist der Kauf des Messgerätes auch ein Signal dafür, dass sie es ernst meinen mit der Windkraft. Sie wagen das "große Projekt" nicht nur weil sie sich wirtschaftliche Erfolge versprechen, sondern sie wollen einen Teil zur Energiewende beitragen und damit an ihren Standorten auch lokalpolitische Verantwortung übernehmen.

Die Wertschöpfung, so betonten Seufer und Mahlbacher, bleibe bei ihren Unternehmungen immer am Ort und komme direkt den Bürgerinnen und Bürgern zugute, die beim Thema Windenergie auch mit in die Planungen einbezogen worden sind.

Aktuell wird das Messgerät demnächst beim geplanten Standort GP 03 in Unterberken eingesetzt. Schorndorf und Fellbach haben sich dort gemeinsam mit den Stadtwerken Tübingen und der Energieversorgung Remstal für einen Windkraftstandort auf den Flächen des Staatsforstes beworben. Auf diesem Standort, einem ehemaligen Bundeswehrdepot, könnten bis zu sechs Windräder installiert werden und so im Idealfall rund 10.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Für die beiden Geschäftsführer lohnt sich die Investition in das neue Messgerät in jedem Fall. Sie sind damit eine der ersten Energieversorger in der Region, die über dieses Messsystem verfügen. Sie können damit schnell und flexibel potenzielle Standorte prüfen. Das fahrbare System kann natürlich auch ausgeliehen werden.

Dass in naher Zukunft der Bau von Windmess-Masten nicht mehr nötig sein wird, weil die mobilen Geräte ihre Zertifizierung bekommen, darauf hoffen die beiden Stadtwerke-Chefs. Dann werden ihre Unternehmen die Nase ganz vorne im Wind haben.