Stadtnachricht

Zu Ehren des Ehrenbürgers Dr. Werner Lempp


Eigentlich ist Dr. Werner Lempp für so viel Lob seiner Person gar nicht zu haben. Bescheidenheit ist eine seiner Tugenden, da sind sich die Redner beim Empfang anlässlich des 85. Geburtstages von Werner Lempp am 8. Juli im Reinhold-Maier-Saal der Barbara-Künkelin-Halle allesamt einig. Und über dessen Schlagfertigkeit. So bezeichnete der Ehrenbürger der Stadt Schorndorf seine eigene Rede als ein wenig "trockener" als die der anderen. Aber er wolle seine Vorredner ja schließlich auch nicht übertreffen. Da blitzte er wieder auf, der trockene Humor, für den der ehemalige langjährige Stadtrat bekannt ist.

Umgang mit Damen

Rund 100 geladene Gäste waren gekommen, um Werner Lempp zu gratulieren. Immer an seiner Seite beim Händeschütteln war seine Frau Else, die er als großen Glücksfall in seinem Leben bezeichnete  neben seiner Zwillingsschwester und seinem Elternhaus. Von seiner Schwester habe er im Übrigen den "Umgang mit Damen" gelernt. Das zahlte sich schon im Internat aus. Dort schloss er bereits 1946 Freundschaft mit Else, die bis heute anhält. Im vergangenen Jahr feierte das Paar Diamantene Hochzeit. Aus Dankbarkeit, ließ Lempp wissen, dass auch dank Gottes Hilfe sich in seinem Leben und dem seiner Familie alles so gut gefügt hat, habe er erst kürzlich 10.000 Euro für die Sanierung der Stadtkirche gespendet: "zur Reduzierung der Schulden".

Engagierter Bürger

Werner Lempp ist in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall für die Stadt Schorndorf. Auch das machten die offiziellen Gratulanten unisono deutlich: Oberbürgermeister Matthias Klopfer, Heiderose Maaß, Vorstandsmitglied der Diakonie Stetten, CDU-Fraktionsvorsitzender Hermann Beutel und Pfarrer Thomas Oesterle von der Paulusgemeinde Schorndorf. "Sie traten stets als engagierter Bürger auf, der sich für die Belange der Bevölkerung mit hoher fachlicher Kompetenz einsetzte", sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Auch seine Verpflichtungen als Ehrenbürger nehme er in glänzender Weise wahr. Disziplin, Pünktlichkeit, Pflichtbewusstsein und Höflichkeit gehörten zu seinen Tugenden ebenso wie die stets akkurate Kleidung: "Als ich ihn am Samstag in der Stadt getroffen habe, dachte ich, er geht zu einer Veranstaltung. Nein, er war zum Einkaufen in der Stadt, in Anzug und Krawatte." Als prägende Person der Stadtpolitik mit spitzer Zunge, scharfem Verstand und wacher Analysefähigkeit bezeichnete der amtierende Oberbürgermeister den Jubilar, auch wenn er ihn selbst als aktiven Politiker nicht mehr erlebt hat. Stadtrat Karl-Otto Völker erinnere sich, so Klopfer, dafür an folgenden Spruch: "Man sollte nichts übers Knie brechen, aber über die Knie legen sollte man sie schon, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung."

Geschätzter Chef

"Ein Bild zu zeichnen von dem, was Sie für uns waren, ist in wenigen Minuten eigentlich nicht möglich", schickte Heiderose Maaß, die Werner Lempp vor Jahren als Hauswirtschaftsleiterin bei der Diakonie Stetten eingestellt hatte, ihrer Rede voraus. Ein unschlagbarer Bauherr sei er gewesen, in seiner Wirkungszeit seien zahlreiche Gebäude gebaut worden, er habe das Thema "Arbeit von Menschen mit Behinderung" maßgeblich vorangetrieben und der Diakonie Stetten durch seine politische Arbeit Türen geöffnet. "Sie waren ein geschätzter Chef, kannten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Namen", betonte Maaß. Ein Vorstand zum Anfassen sei er gewesen, "ein Vorstand, der die Basis wahr- und ernstnahm und sich nicht scheute, sich mit ihr auseinanderzusetzen, eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, an der man sich reiben und an der man wachsen konnte".

Klarer Kompass

Dass er einmal der Nachfolger von Dr. Lempp im Amt des Fraktionsvorsitzenden der CDU sein würde, habe er sich in seiner eigenen politischen Anfangszeit nie und nimmer vorstellen können, sagte Hermann Beutel: "Sie waren und sind stets Vorbild für mich." Eine solide Haushaltspolitik und die Unterstützung der Familien seien wichtige Themen für Lempp gewesen, die Liste der Dinge, für die er sich als Stadtrat eingesetzt hat, ließe sich beliebig verlängern. "Sparsam, bescheiden und immer mit einem klaren Kompass durchs Leben gehend, so sind Sie in meiner Erinnerung", fasste Hermann Beutel zusammen.

Pfarrer Thomas Oesterle von der Paulusgemeinde Schorndorf hob das Engagement Werner Lempps für die Paulusgemeinde hervor. "Sie waren 48 Jahre lang Kirchengemeinderat und haben das Werden und die Entwicklung dieser Kirchengemeinde ganz wesentlich mitbestimmt." Er habe aber auch stets die Gesamtkirchengemeinde im Blick gehabt. "Sie haben sich in großer Treue für ein Stadtgebiet, die Nordstadt eingesetzt, in dem Sie bei Wahlen nicht immer die besten Ergebnisse eingefahren haben." Und so bliebe nur, Dank zu sagen für die vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Als kleines weiteres Dankeschön der Stadt umrahmte Annika Bühner von der Jugendmusikschule Schorndorf, vielfache erste Preisträgerin des Wettbewerbs "Jugend musiziert", die Feier musikalisch.

Zur Person

Dr. Werner Lempp wurde am 8. Juli 1929 als jüngstes von sechs Kindern eines evangelischen Dekans in Esslingen geboren. Aufgewachsen ist Werner Lempp nach der Versetzung des Vaters im Wesentlichen in Stuttgart. Er machte Abitur und heiratete 1953 seine Schülerliebe Else: „Vom zweiten Gehalt“, wie er beim Empfang verriet. Am 19. Dezember vergangenen Jahres feierte das Ehepaar Diamantene Hochzeit.
Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: eine Tochter und zwei Söhne. 1963 zog die Familie nach Schorndorf, wo Lempp eine Stelle als Prokurist bei der Eisenmöbelfabrik Arnold antrat. Schorndorf blieb er stets treu, obwohl Werner Lempp einige Male die Arbeitsstelle wechselte, unter anderem nach Cannstatt, Stuttgart, Fellbach oder zur Diakonie Stetten, wo er 13 Jahre und zuletzt als Kaufmännischer Vorstand tätig war. In der Daimlerstadt hat sich der heute 85-Jährige von Beginn an engagiert. Zuerst im Kirchengemeinderat, dann von 1968 bis 2004 im Gemeinderat bei der CDU-Fraktion, deren Fraktionsvorsitzender er fast 30 Jahre war. Neben dem Gemeinderat war Werner Lempp unter anderem in der Pauluskirchengemeinde und in der Gesamtkirchengemeinde aktiv, war Elternbeiratsvorsitzender, in Vereinen, Kommissionen und Beiräten tätig sowie Vorsitzender der Freunde der Rems-Murr-Klinik Schorndorf.
Werner Lempp erhielt für sein vielseitiges Engagement eine Vielzahl an Auszeichnungen, unter anderem 1989 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Seit 2005 ist Werner Lempp Ehrenbürger der Stadt Schorndorf.