Stadtnachricht

Eine Bibliothek zum über die Schulter hängen


(nia) – Seit dem Ende der Sommerferien ist der Donnerstag ein besonderer Tag in der Schorndorfer Kita Wirbelwind. Denn an diesem Tag haben die Kinder die Möglichkeit, die neue Taschenbibliothek zu nutzen. In zehn bemalten Jutetaschen stecken jeweils fünf aktuelle und interessante Bücher, die die Kinder übers Wochenende mit nach Hause nehmen dürfen, wie in einer echten Bibliothek. Rückgabetag ist der Dienstag. Und die kleine Reisebibliothek kommt gut an – bei Kindern und Eltern.

Bunte Auswahl
„Meine Mama hat mir alle Bücher vorgelesen“, erzählt Luna stolz. Ihr Lieblingsbuch? „Herr Glück und Frau Unglück“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen. Elli fand alle Bücher gut, die sie in der ersten ausgeliehenen Tasche gefunden hat. Und Carlos hat auch schon einen Favoriten: „Zehn kleine Raupenkinder und das große Wunder“, sagt er und zieht das Buch gleich aus der Tasche, die er über seiner Schulter hängen hat. „Wir haben bei der Auswahl der verschiedenen Bücher darauf geachtet, dass wir möglichst viele Themen abdecken“, erzählt Facherzieherin Gabriele Schmidt-Klering. Sie hat die Idee der Taschenbibliothek entwickelt und betreut sie gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen Stefanie Spiegele und Verena Weiler. Vor den Ferien haben die Erziehrinnen die Jutetaschen gemeinsam mit den Kindern bunt bemalt und sie schon neugierig gemacht: „Das gibt Büchertaschen für euch“, mehr ließen die Erzieherinnen aber noch nicht wissen. „Einige Kinder kamen dann direkt nach den Ferien mit der Frage nach den Taschen, die Aufregung war groß“, erzählt Gabriele Schmidt-Klering.

Selbstläufer
Bücher über Familie, Natur, Technik, Kinderkochbücher, Liederbücher aber auch Bücher zum Experimentieren, all das findet sich in den Überraschungstaschen. Auch mehrsprachige Bücher sind im Angebot. Schon nach kurzer Zeit ist die Bibliothek ein Selbstläufer. „Die Kinder fragen regelmäßig, ob sie sich die Bücher ausleihen dürfen“, sagt Schmidt-Klering. Zum Teil tragen sich die Kinder gemeinsam mit den Eltern bereits selbstständig in die Ausleihliste ein, die ebenfalls wie die Taschen an einer kleinen Garderobe am Eingang der Kita hängt. „Wir wünschen uns natürlich, dass die Eltern oder auch Geschwisterkinder gemeinsam mit unseren Kindern in den Büchern stöbern“, erklärt die Facherzieherin. „Kinder haben immer Interesse, Neues kennenzulernen, das funktioniert sehr gut mit Büchern. Und jede Geschichte ist Wort- und Wissenserweiterung, eine Hinführung zu Buchstaben und Zahlen.“ Weil die Bücher durch viele Hände und Kinderzimmer wandern, bleiben Gebrauchsspuren natürlich nicht aus. Aber das soll auch so sein, wie Gabriele Schmidt-Klering betont: „Die Bücher dürfen gebraucht werden und gebraucht aussehen.“ Zum einen seien Bücher wie Spielzeug, zum anderen stehe Ersatz in den Regalen der Kita. Im kommenden Jahr wollen die Erzieherinnen die einzelnen Taschen wieder mit neuen Büchern bestücken.
Die Taschenbibliothek ist eingebettet in das bundesweite Projekt „Frühe Chancen – Sprache und Integration“, an dem die Kita Wirbelwind seit dem Jahr 2011 teilnimmt. „Die Beteiligung am Projekt und die dazugehörige finanzielle Unterstützung ermöglicht es uns, besondere Angebote zur sprachbildenden Arbeit zu machen“, erklärt Schmidt-Klering. Dabei gehe es nicht um eine spezielle Förderung der Kinder, sondern eher darum, Angebote zu entwickeln, die in den Alltag der Kita einfließen und damit jedem Kind zugutekommen.