Stadtnachricht

Das Frauenforum gibt wieder Laut


Mitglieder des Frauenforums auf dem Weg zum OB

Lange Zeit war es von der stadtpolitischen Bildfläche verschwunden, das örtliche Frauenforum. Nun gibt es zunehmend wieder Laut. Ein Dutzend Aktivistinnen kommen in drei Arbeitskreisen zusammen. Sie haben jetzt das Büchlein "postlagernd Ludovike" herausgegeben, in dem auf 66 bedruckten und reichlich bebilderten Seiten "Einblicke in Frauenwelten" gewährt werden, wie der Untertitel lautet. Noch bevor es am Frauentag öffentlich vorgestellt wurde, übergaben Renate Busse, Marlies Spiekermann und Gabriele Wickenhäuser (Winterbach) im Rathaus ein druckfrisches Werk an OB Matthias Klopfer. Dieser blieb bei seinem mehrfach öffentlich verdeutlichten Standpunkt und wies damit verbundene Forderungen der drei Damen zurück.

Es geht wohl nicht ohne das bekannte Ritual, auf die Umsetzung der Chancengleichheit für Frauen hinzuweisen (einen Kommentar dazu liefert in dem Heft MdL Brigitte Lösch) und eine Frauenbeauftragte in städtischen Diensten zu fordern.

Das Stadtoberhaupt weiß bei seiner Antwort einen Großteil des Gemeinderats hinter sich: "Wir haben andere Baustellen zu bedienen." Und die Vereinbarkeit von Beruf und Erziehung? OB Klopfer verweist darauf, dass in seiner Amtszeit die Ganztagesplätze für Kinderbetreuung in der Daimlerstadt verdoppelt wurden, weitere werden vorbereitet. Im Übrigen sehe es jeder Bürgermeister im Land als Hauptaufgabe an, die Betreuung der Kinder zu organisieren. Wenn schon keine Frauenbeauftragte, dann wenigstens eine Koordinierungsstelle für Frauenprojekte im Rathaus? Auch hier schüttelt Klopfer mit dem Kopf: "In der Stadt engagieren sich tausende Menschen ehrenamtlich und organisieren sich selbst." Er verweist auf die kürzlich stattgefundenen Friedenswochen, deren zig Veranstaltungen durchweg auf ehrenamtlicher Basis vorbereitet und durchgeführt wurden.

Marlies Spiekermann, die sich als "Neu-Schorndorferin" beeindruckt zeigt, was Frauen hier alles auf die Beine stellen ("sie haben sich ihren Platz auf vielen Feldern erkämpft"), verweist auf die mehreren hundert Arbeitsstunden, die zur Entwicklung des Büchleins notwendig waren. Ihm geht die Ausstellung "Blickwechsel" voraus, die zum 250. Geburtstag der Schorndorfer Malerin Ludovike Simanowiz im Frühjahr 2009 gezeigt wurde. Es folgte das Projekt "postlagernd Ludovike", in dessen Rahmen viele Frauen Briefe schrieben, von denen 37 sozialwissenschaftlich ausgewertet und jetzt anonymisiert in Teilen veröffentlich wurden. In der Zusammenfassung schreiben die Herausgeberinnen: "Obwohl jeder Brief ein ganz einzigartiges Leben beschreibt, können sich Frauen problemlos darin wiederfinden: die kleinen Freuden, die große Wut, die matte Müdigkeit, die weiblichen Selbstzweifel und die alles rettende Selbstironie." Und weiter: "Die sich aus den Briefen heraus darstellende Lebenssituation der beteiligten Frauen in Schorndorf und Umgebung spiegelt die Lebensrealität der Frauen wider und weist auf frauenspezifische Problemlagen hin, die aus Sicht des Frauenforums angegangen werden müssen." Bei den Bildern handelt es sich um Einsendungen zur Fotoaktion "Frauenzimmer - der eigene Raum."

Das im Vierfarb-Druck hergestellte Heft ist im Verlag Carl Bacher erschienen (ISBN 978-3-924431-49-5); es kostet sieben Euro.