Stadtnachricht

Wertvoller Teil der Stadtfamilie


Pädagoge, Autor, Poet, Bildhauer, Heimatforscher, Stadtrat, Spielplatzbauer und -gestalter, Aktivmensch, Streiter, Mahner  kaum zu glauben, dass ein Mensch allein alles auf einmal sein kann. Und doch trifft dies auf den Schorndorfer Dr. Friedrich Stöckle, allseits bekannt als Frieder Stöckle, zu. Oder wie es Dr. Gabriele Finger-Hoffmann, Dozentin für Sprachkunst und Radiokultur am Karlsruher Institut für Technologie, in ihrer Grußadresse ausdrückte: "Wenn man ein Loblied auf ihn singen will, weiß man kaum, wo anfangen." Am vergangenen Freitag erhielt Frieder Stöckle das Bundesverdienstkreuz am Bande für sein herausragendes Engagement und seine großen Verdienste um das Allgemeinwohl. Die Laudatio sprach Andreas Stoch, Minister für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.

V.l.n.r. Merve und Dr. Frieder Stöckle sowie Minister Stoch

Wissen weitergegeben

Stets habe er sein Wissen eingebracht und weitergegeben, vieles angestoßen und auf den Weg gebracht und wo immer es gefordert war, tatkräftig mit angepackt, betonte Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer. "Sie haben unendlich viel Freizeit für Ihre, für unsere Stadt eingebracht, und sich dafür eingesetzt, dass das Leben in Schorndorf vielfältiger, bunter und reicher wird." Nach den städtischen Verdienstmedaillen in Bronze, Silber und Gold sowie der Landesehrennadel komme eine weitere Auszeichnung hinzu für Stöckles außergewöhnliche Bereitschaft, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Und das zurecht, denn "es ist schön und von unschätzbarem Wert, Menschen wie Sie in der Stadtfamilie zu haben", sagte Klopfer.

Wertvoll

Wie wertvoll Frieder Stöckle in all den Jahren für Schorndorf war und nach wie vor ist, machte Kultusminister Andreas Stoch in seiner Laudatio deutlich: 32 Jahre lang war Stöckle Mitglied des Schorndorfer Gemeinderats, Mitglied im Technischen Ausschuss sowie im Kultur-, Jugend- und Sozialausschuss. Er ist gelernter Tischler, studierter Kunsthistoriker und Bildhauer, hat außerdem Geschichte, Soziologie und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg studiert und später promoviert. Seit mehr als 40 Jahren ist Stöckle Mitglied im Kinderspielplatzverein, davon zehn Jahre als Vorsitzender. Er hat das Kinderfest am von ihm initiierten "Piratenschiff" ins Leben gerufen, ist Mitbegründer des Clubs junger Künstler und Musiker und der Schorndorfer Manufaktur sowie der Schorndorfer Schreibwerkstatt, langjähriges Mitglied des Schorndorfer Kulturforums und des Heimatvereins Schorndorf, ist nach wie vor engagiert in der Abendrealschule und als Autor. Sein besonderes Augenmerk galt und gilt der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Und diese Aufzählung ließe sich noch fortführen.

Minister Andreas Stoch zeigte sich tief beeindruckt von dieser Lebensleistung. Denn für eine gut funktionierende und wirklich lebenswerte Gesellschaft komme es in erster Linie auf engagierte Menschen an: "Menschen, die sich aus eigenem Antrieb und mit Leidenschaft für ihre Mitmenschen einsetzen, die sich mit Herz und Verstand für ihr Gemeinwesen stark machen. Nicht weil sie es unbedingt müssten, sondern weil sie es selbst wollen und für notwendig erachten." Angesichts des gesellschaftlichen Wandels und der zunehmenden Individualisierung werde es immer wichtiger, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen, Solidarität üben und mehr tun, als sie eigentlich müssten. Denn davon hänge auch ab, wie demokratisch, wie frei, wie menschlich die Gesellschaft sei und in Zukunft sein werde. "In diesem Sinne sind Sie, lieber Frieder Stöckle, ein wirklich außergewöhnliches Vorbild."

Vorbild

Ein Vorbild ist der Geehrte auch für die ehemalige Radioredakteurin Dr. Gabriele Finger-Hoffmann: "Für mich war er der erträumte Autor: Ein gebildeter, reflektierter, humorvoller, menschennaher Zeitgenosse, reich an Begabungen, Kenntnissen, Erfahrungen, der auch noch schreiben konnte." Er sei mit seinen Erkenntnissen stets großzügig umgegangen. "Alle durften es wissen: Er wollte Leben gestalten, Identität schaffen durch Machen." Immer sei sie interessiert gewesen an den Aktivitäten und Projekten, die der 75-Jährige angepackt habe. Daher auch ihre Bitte zum Schluss: Ob Frieder Stöckle nicht bitte  trotz aller Unbilden des Lebens  so weitermachen könne wie bisher?

"Ich sehe die Ehrung auch als Bilanz gemeinschaftlicher Arbeit", betonte Dr. Frieder Stöckle und sprach seine Familie, Freunde, Wegbegleiter direkt an: "Ihr habt das Bundesverdienstkreuz mit verdient, alleine kann man nichts." Und Stöckle ließ Rainer Maria Rilke sprechen, denn die Bilder und Metaphern vermittelten viel besser das, was er habe sagen wollen: "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang."