Stadtnachricht

Erster Preis für den Entwurf von Günter Hermann


Beim ausgelobten Wettbewerb für den Neubau einer Kindertageseinrichtung und Treffpunkt Familie St. Markus auf dem bisherigen Grundstück hat das Preisgericht in der vergangenen Woche nach einer siebenstündigen Sitzung seine Entscheidungen getroffen. Die Modelle und die Planunterlagen der eingereichten Entwurfsarbeiten können Interessierte seit vergangenem Sonntag im Saal der Heilig-Geist-Kirche besichtigen.

Erläuterung der Wettbewerbsarbeiten

Planungstechnische Vorgaben

Die eingereichten Arbeiten mussten bestimmte Anforderungen und Kriterien erfüllen. Im Einzelnen mussten in den Entwürfen folgende planungstechnische Forderungen beziehungsweise Vorgaben umgesetzt sein: Die Eingangsbereiche der KiTa und des Treffpunkt Familie müssen getrennt voneinander klar auffindbar sein und sozusagen eine eigenständige Adressenbildung haben. Außerdem soll das Gebäude soll den Charakter einer Kindertageseinrichtung ausstrahlen.

Schon aus Sicherheitsgründen musste mit der Planung eine genügend große Fläche als Eingangsbereich zum Gebäude mit Aufenthaltsqualität freigehalten werden. Die notwendigen acht Pkw-Stellplätze durften nur so platziert werden, dass sie die Eingangsbereiche aus Sicherheits- und optischen Gründen nicht beeinträchtigen. Der Neubau sollte zudem auf dem Grundstück mit bestmöglicher Freiraumqualität platziert werden, so dass der Freibereich möglichst großzügig und mit guten räumlichen Qualitäten ausgebildet werden kann. Der innere Erschließungsbereich musste eine klare Struktur mit guten Raumqualitäten und Aufenthaltsqualitäten aufweisen und gut belichtet sein. Gewünscht wurde noch, dass möglichst alle fünf Gruppen im Gebäude miteinander kommunizieren können und ein reger Austausch der Kinder untereinander möglich ist. Eine gute Tageslichtbelichtung war eine weitere Voraussetzung, die bei der Planung des Projekts zu berücksichtigen war. Außerdem wurde festgelegt, dass Aufenthaltsräume, die als innenliegende Räume geplant sind, von vorneherein nicht akzeptiert würden.

Brandschutz

Des Weiteren wurde auf die Erfüllung des Brandschutzes und die Fluchtwegeführung im geplanten Gebäude ein ganz besonders großer Wert gelegt. Eine Abstandsfläche zum vorhandenen Kinderspielplatz musste mit den Baukörpern jedoch nicht eingehalten werden. Bedingt durch die enge Grundstückssituation waren alle acht Wettbewerbsarbeiten zweigeschossig konzediert.

Erster Wertungsrundgang

Die Anforderungen an die städtebauliche Einbindung, an die Nutzungs- und Gestaltqualität der Gebäude und an den Umgang mit den Freiräumen wurden von den insgesamt acht eingereichten Entwürfen unterschiedlich interpretiert. Drei der Wettbewerbsarbeiten schieden nach sachlicher Überprüfung durch die Mitglieder des Preisgerichts bereits nach dem ersten Wertungsrundgang aus, weil sie grundsätzliche Mängel hatten und gleich mehrere der planerischen Vorgaben nicht erfüllten.

Zweiter Wertungsrundgang

Beim zweiten Rundgang wurde die Messlatte von der Jury etwas höher gehängt und die verbliebenen Arbeiten noch detaillierter untersucht. Mehrere Mängel in einzelnen Prüfbereichen führten dann zum Ausschluss von zwei weiteren Entwürfen. So verblieben letztendlich noch insgesamt drei Arbeiten im Wettbewerb.

Die drei platzierten Entwürfe

Bei der Vorstellung der drei Wettbewerbsgewinner, das Büro Günter Hermann aus Stuttgart, die Stuttgarter Architekten Birk, Heilmeyer und Frenzel und das ebenfalls in Stuttgart ansässige Büro Hermann und Bosch, ging Juryvorsitzender Professor Gerd Ackermann näher auf die einzelnen Entwürfe ein.

Auf Platz 3 kam der Entwurf von Herrman und Bosch. Der Winkelbau, erläuterte Ackermann, sei sehr nahe an die Mittlere Uferstraße herangerückt. Das berge die Gefahr, dass Kinder, wenn sie aus dem Gebäude herausrennen, schon fast auf der Straße stünden. Positiv bewertete die Jury das symmetrische Flursystem, dass das Milieu KiTa aufwerte. Der Entwurf sieht einen offenen Mehrzweckbereich vor, der durch entsprechende Trennwände aber auch für sich abschließbar ist. Der Bürobereich, so Ackermann weiter, habe die bessere Position gegenüber dem Mehrzweckbereich. Die beiden Bereiche sollten am besten getauscht werden. Bei Platz 2, der Arbeit von Birk, Heilmeyer und Frenzel, liege ein anderes planerisches System zugrunde, erläuterte Ackerman den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung. Eine leichte Verschiebung innerhalb des sehr ästhetisch wirkenden Baukörpers erzeuge die geforderten zwei Eingänge. Auch sei der Baukörper um einiges weiter von der Straße abgerückt als der Entwurf Herrman und Bosch. Als ein strukturelles Plus benotete die Jury, dass der Mehrzweckraum von zwei Seiten erschlossen werden kann. Nicht realistisch sei der, zwar mit seinen kleinen Nischen und Räumen recht heimelig wirkende Essensbereich. Fachleute aus dem Kindergartenbereich hätten der Jury bestätigt, dass eine Essensausgabe an fünf Gruppen (rund 75 Kinder) logistisch in der Raumsituation nicht praktikabel sei.

Beeindruckt habe die Jury beim dritten Entwurf, dem Siegerentwurf von Günter Hermann, der Mehrzweckraum, der von beiden Bereichen - der KiTa und dem Elterntreff - und als dritte Möglichkeit ganz getrennt nutzbar sei. Er stelle das Zentrum der Erschließung dar. Ackermann verdeutlichte diese bauliche Situation so: "Ich komme rein, weiß sofort, wo ich bin und stehe im Tageslicht." Eine weitere gute Eigenschaft des Grundrisses sei, dass keine "Finanzamtsflure" vorhanden sind. Gerade die so gut gelöste Licht-Raum-Position im Hermannschen Entwurf sei für die Entscheidung der Jury besonders ausschlaggebend gewesen.

An Bedürfnissen orientiert

Vorbildlich seien der U3-Raum und die drei kleinen Funktionsräume im Erdgeschoss mit ihrem direkten Zugang zum Außenbereich. Die vier anderen Gruppenräume haben ihren Platz im Oberschoss. Der Entwurf bilde zwei Raumeinheiten auf verschiedenen Ebenen, die gut miteinander verquickt sind, und sei eine Arbeit, die voll und ganz an den Bedürfnissen von Kleinkindern und Kindern orientiert sei.

Im Übrigen blieben alle eingereichten Entwürfe in puncto Hochwassergefahr unter der sogenannten HQ-100-Linie.