Stadtnachricht

Geschichtliche Verbindungen und enger Zusammenhalt


2015-07-16_oberberken
Der gemischte Chor des Gesangvereins Eintracht unter Leitung von Opernsänger Alexander Yudenkov eröffnete das Straßenfest zum 900-jährigen Jubiläum musikalisch.

Matthias Klopfer hatte viele Glückwünsche im Gepäck: „38.213 Schorndorferinnen und Schorndorfer gratulieren Ober- und Unterberken zum 900-jährigen Jubiläum“, eröffnete Schorndorfs Oberbürgermeister sein Grußwort beim Festakt in der Schurwaldhalle am vergangenen Freitagabend. Drei Tage lang feierten die Berkener den stolzen Geburtstag, Samstag und Sonntag mit einem großen Dorffest. Ortschaftsrat und Förderverein, sämtliche Organisationen und Vereine des Dorfes sowie zahlreiche Sponsoren hatten gemeinsam zum Gelingen beigetragen.

Streifzüge

Wie es sich für ein Jubiläum dieser Art gehört, erschien pünktlich zu den Feierlichkeiten auch eine umfassende Dorfchronik, für die Klopfer gleich bei den Gästen warb: „Es lohnt sich, diesen Streifzug durch die Geschichte zu lesen“, betont er. Einen durchaus detaillierten Einblick in das, was sich auf den 150 Seiten findet, gab Dr. Günther Zollmann in seiner Festrede „Bercka – Ober- und Unterberken“. So erfuhren die Gäste, dass sich nicht exakt herausfinden lässt, wann „Bercka“ tatsächlich zum ersten Mal erwähnt wurde. Es lasse sich ein Zeitfenster zwischen 1105 und 1120 festmachen. Dies war die Amtszeit von Bruno, Abt von Hirsau, in der der Name „Bercka“ erstmals auftaucht. „In diesem Zeitfenster sind die zehn Höfe in Berken zuerst geschenkt und dann getauscht worden“, erklärte Zollmann. 200 Jahre später wurde dann zwischen Ober- und Unterberken unterschieden. Zunächst, so erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer weiter, gehörten beide Orte zum „Viertel Hundsholz“, dem heutigen Adelberg, und auch heute bestehe noch eine enge soziale und kulturelle Bindung. Lange Zeit habe sich Zollmann den Kopf zerbrochen, ob es denn schon im Mittelalter Spuren einer Verbindung zwischen Schorndorf und Berken gegeben habe. Und der Historiker ist fündig geworden: Die Oberberkener seien damals verpflichtet gewesen, täglich einen Weinwagen mit Schorndorfer Weinen ins Kloster Adelberg zu transportieren. Denn der „süffige Schorndorfer Wein“ sei dort sehr beliebt gewesen. „Mit anderen Worten“, so Zollmann, „waren die Oberberkener indirekt, wenn auch in sehr bescheidenem Umfang, an der Schaffung des Schorndorfer Wohlstandes beteiligt.“ Die Theorie ließ nicht nur die vielen Gäste in der Schurwaldhalle schmunzeln, auch der Moderator des Abends, Karli Süss vom Förderverein Ober- und Unterberken, unterstrich: „Der Schluss hat mir besonders gut gefallen.“ Kurzweilig wie dessen Moderation war die Rede von Ortsvorsteher Professor Klaus Dobler, der betonte: „Von früheren Unterschieden zwischen den beiden Dörfern ist nichts übrig geblieben. Wir ziehen hier alle an einem Strang zum Wohle aller.“ Übrigens gab es neben dem geschichtlichen auch noch einen musikalischen Streifzug: „Les Papillons“, Giovanne Reber und Michael Giertz aus der Schweiz, zauberten Collagen aus der gesamten Musikgeschichte auf die Bühne. Da klang Mozart schon mal wie ein Popsong.

Rund ums Backhaus

Und den von Klaus Dobler gelobten engen Zusammenhalt stellten die Berkener dann am Wochenende gleich noch unter Beweis: Am Samstag und Sonntag war Jubiläumsdorffest rund um das Oberberkener Backhaus. Die Kunstscheunen öffneten ihre Türen, der 900-Jahr-Feier-Baum wurde eingeweiht, es gab Live-Musik, ein Familienquiz einen Weißwurst-Frühschoppen und allerlei weitere Angebote für Jung und Alt. Immer im Einsatz: die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, pro Schicht zwischen 20 und 30. Und sie mussten lange durchhalten: Die letzten Gäste verließen das Fest erst gegen vier Uhr am Morgen.

Gewinner

Die Nase vorn beim Familienquiz hatte Tanja Schurr. Dafür gab’s einen 50-Euro-Gutschein von der Biwak-Schachtel. Platz zwei belegte Julian Schendera (40-Euro-Gutschein). Über Platz drei und einen 30-Euro-Gutschein freute sich Nicole Sieber.