Stadtnachricht

Gemeinderat entscheidet über Standort für Stadtbücherei


Der Schorndorfer Güterbahnhof
Der Güterbahnhof an der Rosenstraße eignet sich nach Ansicht der Stadtverwaltung bestens als künftiger Standort für die Stadtbücherei.

Der Schorndorfer Gemeinderat entscheidet in seiner öffentlichen Sitzung am heutigen Donnerstagabend über den Standort der Stadtbücherei Schorndorf. Die Stadtverwaltung schlägt dem Gremium nach Prüfung von fünf verschiedenen Varianten den Güterbahnhof in der Rosenstraße als künftige Stadtbüchereiadresse vor. Dort sollten sowohl ein Um-, als auch ein Neubau näher untersucht und ein Vorschlag zur zeitlichen Umsetzung erarbeitet werden.

Aufenthaltsort

Am jetzigen Standort im Gemeinschaftshaus in der Augustenstraße 4 platzt die Stadtbücherei aus allen Nähten, mit einer Fläche von insgesamt 650 m² sind die Räume deutlich zu klein für ein zeitgemäßes Angebot. Und schon lange ist die Stadtbücherei aber mehr als eine reine Medienausleihe (siehe auch „Info“). „Unsere zahlreichen Veranstaltungen und Führungen gerade im schulischen Bereich waren im vergangenen Jahr wieder sehr gut nachgefragt“, erzählt Marianne Seidel. Zusammengefasst waren es: 35 Klassenführungen mit 700 Schülerinnen und Schüler, 16 3.-Klasse-Besuche im Rahmen von „Klasse 3 in die Bücherei“, 28 Bilderbuchkinos mit 660 Kindern, 77 ausgeliehene Medienkisten, 75 Veranstaltungen mit 1.700 Besucherinnen und Besuchern, davon 1.460 Kinder, neun Autorenlesungen, zudem eine Reihe von Vorlesestunden, die Reihe „Heiß auf Lesen“ und die literarische Reihe mit dem Kulturforum. „Dies zeigt ganz deutlich, welchen Weg wir auch mit der Stadtbücherei gehen müssen. Damit die Bibliothek für Menschen aller Altersgruppen interessant bleibt, braucht sie eine zeitgemäße Ausstattung und ein ansprechendes Ambiente“, beschreibt die Leiterin die Herausforderung der Zukunft. Das Medien- und Veranstaltungsangebot werde sich in den kommenden Jahren weiter verändern. „Künftig ist davon auszugehen, dass sich der Schwerpunkt der Bibliotheksbenutzung von der Ausleihe hin zum Aufenthalt verschiebt. Menschen kommen gezielt in die Bibliothek zum Arbeiten, Lernen, Stöbern und Lesen sowie, um andere Menschen zu treffen. Wir brauchen eine Bibliothek, die diesen Treffpunktcharakter hat.“

Spende und Sponsoring

Einen ersten finanziellen Grundstock für eine neue Bücherei legten eine Spende aus dem Privatvermögen vom Schorndorfer Unternehmer Walter Schloz und ein Sponsoring mit der Firma Burger Schloz Automobile GmbH & Co. in Höhe von insgesamt 300.000 Euro. Der Gemeinderat hatte im Dezember vergangenen Jahres der Annahme der Spende und dem Sponsoring zugestimmt. Im Zuge dessen hatte das Gremium die Stadtverwaltung auch beauftragt, alternative Standorte und Erweiterungsmöglichkeiten für die Stadtbücherei am bisherigen Standort zu prüfen.
Martin Schmidt, Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWS) und Andreas Bloss vom Winterbacher Architekturbüro Bloss + Keinath stellten die fünf Varianten, die jeweils die erforderliche Fläche von 1.200 m² zugrunde legten, in einem Pressegespräch im Vorfeld der Gemeinderatssitzung vor. „Die benötigte Fläche errechnet sich aus fachlichen Empfehlungen, die den Flächenbedarf einer Stadtbibliothek auf 20 bis 25 m² pro 1.000 Medieneinheiten beziffern“, erklärt Marianne Seidel. Somit würden sich bei rund 60.000 Medieneinheiten wie in Schorndorf mindestens 1.200 m² für eine zeitgemäße Bücherei errechnen. Bei den Kosten der unterschiedlichen Prüfvarianten seien auch jeweils die Kosten für die Modernisierung des Ausleihsystems eingepreist, erklärt Andreas Bloss.

Die untersuchten Varianten
  • Variante 1:
    Standort Güterbahnhof, Sanierung des bestehenden Gebäudes, Kosten rund 4.992.000 Euro (Fördermöglichkeiten im Rahmen der Sanierungsmaßnahme „Weststadt II“ von rund 1,4 Millionen Euro)
  • Variante 2:
    Standort Güterbahnhof, Neubau, Kosten rund 4.902.000 Euro (Fördermöglichkeiten im Rahmen der Sanierungsmaßnahme „Weststadt II“ von rund 700.000 Euro)
  • Variante 3:
    bisheriger Standort Augustenstraße 4, Erweiterung im Bestand, Kosten: rund 4.375.000 (hier stünden weitere Sanierungen im Restgebäude an sowie weitere Kosten für die Auslagerung der Volkshochschule und des AWO-Treffs)
  • Variante 4:
    Standort noch offen, Neubau, Kosten: rund 4.014.000 Euro (hier käme noch der Grundstückskauf hinzu)
  • Variante 5:
    Standort noch offen, Neubau innerhalb eines anderen entstehenden Gebäudekomplexes, Kosten: rund 4.122.500 Euro. „Derzeit ist allerdings kein entsprechendes Gebäude in Planung“, betont Martin Schmidt. Auch er favorisiert, wie Architekt Bloss und Stadtbüchereileiterin Seidel, den Standort am Güterbahnhof.
„Die Bücherei am Güterbahnhof wäre aus unserer Sicht der perfekte Standort und der zentralste Beitrag der Stadt für die Belebung der Weststadt“, betont Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Für den Standort spreche zudem, dass Fördermittel aus dem Sanierungstopf „Weststadt II“ zur Verfügung stünden. Und Klopfer ergänzt: „Die Volkshochschule soll in den kommenden Jahren zu einem ,Haus der Bildung’ werden, wir wollen die Erwachsenenbildung hier gezielt ins 21. Jahrhundert bringen.“ Seminar- und weitere Räume für entsprechende Angebote würden dann benötigt – und somit mehr Platz. Dieser fehle, wenn die Stadtbücherei in der Augustenstraße erweitert würde. „Wir würden der VHS diese Zukunftsperspektive nehmen.“