Stadtnachricht

Politik im Rathaus: Stadträtinnen und Stadträte haben das Wort
Heute: Bündnis 90/Die Grünen


Frauen, Politik und Schorndorf

Nach dem Wechsel des Gemeinderates sind mehr Frauen ausgeschieden als neue dazu gekommen. Inzwischen haben wir nur noch acht Frauen als Repräsentantinnen der Bürgerinnen. Traurige Spitzenreiterin ist die CDU-Fraktion mit einer Frau bei neun Sitzen im Gemeinderat. Die CDU hat sich darum bemüht, Frauen aufzustellen. Gefragt, warum sie nur so wenige Frauen im Rat haben, war die Antwort, dass sie zu wenige Kandidatinnen gefunden hatten, die bereit zur Kandidatur waren. Sollte das nicht sehr nachdenklich machen, woran dies wohl liegen kann?

Statistisch engagieren sich Frauen ehrenamtlich mehr für die Allgemeinheit als Männer. Unzweifelhaft stehen Männer Frauen intellektuell nicht nach. Frauen beklagen deutlich mehr, dass sie aufgrund der Aufgaben, die sie für den Beruf, die Familie, Angehörige und ihr soziales Umfeld übernommen haben, nicht in der Lage sind, zusätzlich politische Verantwortung zu übernehmen, dass die schlichtweg dazu keine Zeit mehr haben.

Sollte uns das nicht auch sehr nachdenklich stimmen? Wie kann denn das sein, wenn alle doch sagen, Frauen sind gleichberechtigt und können alles erreichen? Wollen Männer wirklich, dass Frauen mehr in den Gremien, in denen es um wichtige Entscheidungen geht, Sitze erhalten? Wollen sie wirklich, dass sie selbst die Plätze an Frauen abgeben? Wie viel tun Männer dafür, dass ihre Partnerinnen zu Sitzungen gehen können und übernehmen dafür beispielsweise lästige Arbeiten, die keine und keiner gerne macht, die keinen Ruhm einbringen, die selbst im Privaten kaum bemerkt werden? Welche Listenplätze werden bei Wahlen den Frauen angeboten? Welche Positionen werden von Männern an Frauen abgegeben? Sollte nicht jede Fraktion und jede Partei sich darüber ernsthaft Gedanken machen, wie sie mit Frauen umgehen und wie sie Frauen ermutigen, Hürden abbauen und entlasten können?

Frauen sind derzeit noch immer die, die sich am meisten im Wohnort aufhalten, meist die sozialen Kontakte pflegen und über die Schwierigkeiten und Alltagsprobleme in der Stadt am besten informiert sind. Hinzu kommt, dass sie gut ausgebildet sind und über viel Wissen verfügen.

Frauen wollen nicht die besseren Männer sein. Sie wollen gleichberechtigt mit den Männern in unserer Gesellschaft leben und sie gestalten.

Politik macht auch Freude, wenn Neues gestaltet werden kann und dabei ein gegenseitiger Respekt vorhanden ist. Es macht keine Freude, wenn Frau immer wieder erst um Respekt kämpfen muss. Das kostet so viel Kraft, da wird es verständlich, dass viele Frauen sagen: Politik - nein danke! Männer macht es ihnen nicht so schwer!

Hiermit verabschiedet sich die ehemalige Gemeinderätin, die weiß wovon sie schreibt. Bärbel Roenick-Stegmüller