Stadtnachricht

Feuerstunde zum "Tag der Heimat"


Unter dem Motto "Durch Wahrheit zum Miteinander" stand der diesjährige "Tag der Heimat", den der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen mit einer Feierstunde in der Künkelin-Halle beging. Zu den Hauptthemen der Festredner gehörte die Würdigung der Charta der Heimatvertriebenen, die vor 60 Jahren in Stuttgart veröffentlicht wurde und die gelungene Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen nach 1945. In seiner Begrüßung erinnerte der Kreisvorsitzende des BdV Karl Walter Ziegler an den "historischen Boden", auf dem die diesjährige Feierstunde gehalten wurde. Fanden doch Viele, die damals mit den Flüchtlings- und Vertriebenentransporten in Schorndorf ankamen, "in der alten Künkelin-Halle die erste Aufnahme". Außerdem, so Ziegler, fanden danach dann viele Veranstaltungen des BdV an diesem Ort statt. Für ihn habe "der Tag der Heimat einen festen Platz im Kalender. Damit bekennen sich die Vertriebenen zu ihrer Geschichte und Herkunft."

Oberbürgermeister Matthias Klopfer setzte sich in seinem Grußwort, inspiriert von der gerade zu Ende gegangenen großen Landesausstellung im Stuttgarter Haus der Geschichte, "weniger mit dem Leidensweg sowie Flucht und Vertreibung", die er gleichwohl als "Verlust von Heimat" anerkannte, "sondern mit dem Ankommen" auseinander. "Denn dieses Ankommen", so Klopfer, "bedeutete für beide - für die Baden-Württemberger und die Neuhinzugekommenen - einen beispiellosen Kraftakt." Insgesamt hätten in den 1950er-Jahren "rund 900.000 Menschen aus den Vertreibungsgebieten in Baden-Württemberg wieder Fuß fassen können". Deshalb sei für ihn, "die Geschichte der Vertriebenen auch eine Geschichte gelungener Integration".

Dass das Problem nicht nur Geschichte ist, sprach der OB mit dem Hinweis auf die "66.000 Flüchtlinge aus aller Welt" an, die derzeit allein in Baden-Württemberg leben. "Darüber hinaus gibt es einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund." Daraus folgt für ihn: "Integration wird zum Schlüsselwort der Zukunft und Heimat damit vielfältig und modern."

Fellbachs OB und Mitglied des Landtages, Christoph Palm, ging in seiner Festansprache besonders auf das 60-jährige Jubiläum der "Charta der Vertriebenen" ein. Für ihn, so Palm, sei der diesjährige "ein besonderer Tag der Heimat. Ein Tag der Trauer über Verlust, aber auch ein Tag der Freude und Dankbarkeit". Er erinnerte daran, dass bei der Formulierung der Charta "die Bundesrepublik gerade mal ein Jahr alt gewesen" sei. "Die Wunden, die Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung geschlagen haben, waren noch frisch." Umso mehr sei "die Charta ein ganz bemerkenswertes Werk", das den Weg "aus der Schuld in eine bessere Zukunft" wies. Auch angesichts einer damaligen "Wohnraumzwangsbewirtschaftung" sei den Vertriebenen eine "schier unglaubliche Integrationsleistung" gelungen. Integration aber, so Palm mit Blick auf heute, bedeute nicht in erster Linie "gemeinsam zu Feiern", sondern sei "harte Arbeit für beide Seiten".

Einer kritischen Bemerkung zu den jüngsten Querelen in der Verbandsspitze der Vertriebenen, die wiederholt zu Irritationen mit den polnischen Nachbarn geführt haben, mochte sich Palm indes nicht enthalten: "An dieser Stelle will ich nicht unterschlagen, dass nicht alle öffentlichen Äußerungen von Vertriebenenvertretern in Form und Inhalt den Eindruck vermittelten, als wollten sie ausschließlich den Geist der Charta transportieren." Und der habe sich, so Palm, "in der übergroßen Mehrheit der Vertriebenen in den vergangenen 60 Jahren als eigener Beitrag für Verständigung und Versöhnung in Europa" verwirklicht. "Lassen Sie sich nicht abbringen!", so sein Appell an die Festversammlung.

Palm verwies auf die weltweit 43 Millionen Flüchtlinge, die Ende 2009 gezählt wurden: "Sie sind momentan heimatlos mit wenig Zukunftschancen. Die dürfen uns nicht egal sein. Gerade weil es uns besser geht." Die "Flüchtlingsströme in richtige Bahnen zu lenken" sei eine Aufgabe ebenso wie die "Integration in Deutschland".

"Heimat ist dort, wo man sich nicht erklären muss", sei für ihn eine zeitgemäße Definition von Heimat. Palms Wunsch: "Ein Europa, wo wir uns nirgends mehr erklären müssten."