Stadtnachricht

Vielfalt tut gut


"Die höchste Stufe der Integration"

Die Integration von Ausländern ist in unserer Gesellschaft ein Dauerthema, das auch der Bundespräsident in seiner Grundsatzrede zum "Tag der Deutschen Einheit" eindrucksvoll angesprochen hat. Nicht absondern, sondern sich in örtlichen Vereinen und Organisationen engagieren, lautet eine wichtige Empfehlung. Äußerst hilfreich sind eine fundierte schulische Ausbildung sowie das Erlernen eines Berufs bis zur Meisterprüfung. In einer losen Folge stellt "Schorndorf Aktuell" erfolgreiche Schorndorfer mit ausländischen Wurzeln vor.

Meryem Öszu

Meryem Özsu ist Unteroffizierin bei der Bundeswehr. Für eine Soldatin sei sie relativ klein, nennt Meryem Öszu ein Erkennungsmerkmal beim telefonisch vereinbarten Interviewtermin in ihrer Heimatstadt Schorndorf. Jedes zweite Wochenende besucht die sportive junge Frau ihre Eltern und Geschwister.

Im Sommer war Meryem Özsu im Urlaub in der Türkei bei ihren Großeltern in Yozgat - einer Stadt in Mittelanatolien. Von dort zog der Großvater einst vor rund 50 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland. Sie ist in der Türkei geboren und kam mit dreieinhalb Jahren mit ihrer Mutter zum Vater, der bei Bauknecht arbeitet, nach Schorndorf. Hier ist sie mit ihren zwei Schwestern und einem Bruder aufgewachsen. Die 24-Jährige macht zur Zeit eine Ausbildung als Fachinformatikerin bei der Bundeswehr und durchläuft die Feldwebellaufbahn. Derzeit ist sie in der Nähe von Erfurt stationiert. Zuvor war sie in Mainz und Hannover. Ihre Berufsausbildung bringt es mit sich, dass sie andere Orte, Städte und viele Menschen kennenlernt. Das mache ihr viel Freude.

Die Grundausbildung sei hart gewesen. Sie ist zu Recht stolz darauf, die körperlichen Strapazen gut überstanden zu haben und mit den Männern mithalten zu können. "Ich habe acht Kilo abgenommen," sagt Meryem Özsu lachend. Zugute kam ihr bei den langen Märschen ihre Fitness, die sie sich bei ihrem Hobby, dem Kickboxen, erworben hat. Dass sie Soldatin ist, beziehungsweise den Wunsch hegte, sich bei der Bundeswehr zu bewerben, hat bei manchen Zeitgenossen ob ihrer türkischen Wurzeln Verwunderung und auch Ressentiments ausgelöst. Bei deutschen und türkischen Jugendlichen. Darauf angesprochen sagt sie selbstbewusst: "Ich bin ein Teil von diesem Land, ich gehöre dazu" und "dass ich Soldatin bin, ist doch die höchste Stufe der Integration."

Ihre Eltern haben sie und ihre Geschwister bei Bildung und Weiterbildung immer unterstützt. Sie legten Wert darauf "dass wir uns weiterbilden, sonst wäre es wohl beim Hauptschulabschluss geblieben, denkt Meryem Özsu, die in ihrer Kindheit am liebsten die Bücher von Astrid Lindgren gelesen hat. Ihre jüngere Schwester hat in diesem Jahr Abitur gemacht.

Meryem Özsu wollte zunächst zur Polizei. Schon als Kind war dies ihr Traum. Die Aufnahmeprüfung hat sie knapp verfehlt. Sie ließ sich dennoch nicht entmutigen, besuchte bis zur 12. Klasse das Berufliche Gymnasium. In dieser Zeit bewarb sie sich dann mit Erfolg bei der Bundeswehr. Und sie freut sich über ihre weiteren Erfolge und guten Noten, die sie in der Schule nicht immer gehabt hätte, wie sie zugibt. Beim Abiball ihrer Schwester traf sie einige ihrer einstigen Lehrer. "Sie haben mir zu meinem Werdegang gratuliert." "Wenn man will, dann kann man es schaffen," ist ihr Erfolgsrezept. Der Unterstützung ihrer Eltern konnte sie sich freilich immer sicher sein. Ihre Mutter hatte zum Soldatenwunsch der Tochter am Anfang zwar mal ihre Bedenken geäußert - wegen möglicher Auslandseinsätze, aber sie sprach ihr auch Mut zu. Meryem Özsu kommt gerne immer wieder nach Schorndorf. Die Eltern sind aktiv bei der Islamischen Gemeinde und engagieren sich schon viele Jahre bei den Schorndorfer Kleingärtnern. Dort greift sie ihrem Vater Rüstem bei den handwerklichen Arbeiten zuweilen unter die Arme.