Stadtnachricht

In der Wirtschaftskrise gebaut


(jab) - Die Schorndorfer Firma alphacam mit ihren beiden Geschäftsführern Josef R. Galli und Michael Junghanß gilt als ebenso mutig wie erfolgreich. So ist der Schritt zu werten, mitten in der weltweiten Wirtschaftskrise 4,5 Millionen Euro in einen Neubau zu investieren. Dieser steht, weithin sichtbar und majestätisch, in den Erlenwiesen 16 auf ehemals städtischem Grund und Boden. Der Umzug von der Wiesenstraße an den Fuß des Grafenbergs erfolgte im Juni. Jetzt wurde zünftig Einweihung gefeiert. OB Matthias Klopfer wertete die Entscheidung der alphacam-Geschäftsleitung als ein „weiteres, ebenso wichtiges wie zukunftsträchtiges Signal für den Wirtschaftsstandort Schorndorf.“

Die Geschäftsführer Michael Junghanß (links) und Josef R. Galli

Die 180 Gäste, bestehend aus Lieferanten, Geschäftsfreunden und einem Großteil der 60 Mitarbeiter nebst Anhang, erlebten einen recht kurzweiligen und doch informativen Abend. Dafür sorgten zum einen die knapp gehaltene Begrüßung durch die beiden Geschäftsführer und die noch kürzere Ansprache des Stadtoberhaupts sowie des örtlichen Architekten Jochen Geiss. Zum anderen konnten so die Besucher recht schnell die Fingerfood-Gänge und den ebenso köstlichen Wein aus dem Remstal genießen. Dazwischen machten die beiden Comedy-Kellner aus Kusterdingen-Wankheim wortlos aber ausdrucksstark ihre Späße. Für die Musik sorgte Andy Clayburn.

Zuvor wurde das Publikum, aufgeteilt in Gruppen, durch das neue Gebäude geführt. Dabei wurde die am meisten zu hörende Frage „was macht ihr hier eigentlich genau?“ anschaulich beantwortet. Den ersten Eindruck liefert der geräumige Eingangsbereich, in dem einige der Rapid-Prototyping Maschinen und 3D-Printer aufgestellt sind. Diese arbeiten fast unhörbar und ganz leise surrend rund um die Uhr vor sich hin. Für die Arbeit benötigt man laut Michael Junghanß im Prinzip lediglich drei Dinge: Einen Kunststoffdraht, eine Software und entsprechende Maschinen, die vom Partner in den USA geliefert werden.
Hergestellt werden schnell und relativ preiswert Prototypen und Kleinserien, für die sich ein Formen-Bau nicht lohnen würde. Wurde beispielsweise früher vom Architekten ein Modell für seine Pläne benötigt, musste dem Modellbauer entsprechend Zeit eingeräumt werden. Jetzt schickt der Planer seinen Wunsch im 3-D-Format auf den Rechner von alphacam. Dort beginnt bald darauf -vereinfacht ausgedrückt- eine Art programmgesteuerte Heißklebepistole Kunststoff in einer Ebene aufzutragen. Ist eine Schicht aufgebracht, senkt sich die feste Basisplattform ein winziges Stück nach unten - und das geplante Architektenmodell wächst aus Plastik millimeterweise in die Höhe.

Hervorgegangen ist alphacam indirekt aus der insolventen örtlichen Firma Hahn und Kolb in der Vorstadtstraße. Josef Galli und Michael Junghanß machten sich selbstständig. Zunächst verdienten sie ihr Geld nur mit dem Vertrieb von Anwendersoftware für die Konstruktion und Computer-Hardware, bis sie die Marktlücke Rapid-Prototyping entdeckten und darauf konsequent aufbauten. Dieser eingeschlagene Weg steht für die Erfolgsgeschichte von alphacam. Dass man trotz des harten Winters mit nur 9 Monaten Bauzeit ausgekommen ist, bezeichnen beide als „reife Leistung“ des Generalunternehmers Wolff & Müller. Mit dem neuen Standort habe man sich ebenso rasch angefreundet wie mit dem Gebäude. Josef Galli drückt es bodenständig und auf gut schwäbisch aus: „Wir fühlen uns hier sauwohl.“