Stadtnachricht

Schuldekan Martin Hinderer wird verabschiedet


Am vergangenen Sonntag, 18. Juli, wurde Schuldekan Martin Hinderer in der Stadtkirche Schorndorf nach mehr als 40 Jahren im Kirchendienst in den Ruhestand verabschiedet. Hinderer war die letzten 10 Jahre Schuldekan für die Bezirke Schorndorf und Waiblingen und somit zuständig für über 400 Lehrer in rund 130 Schulen.

Viele Gäste kamen in die Stadtkirche zum Abschiedsgottesdienst von Schuldekan Martin Hinderer. Darunter Oberbürgermeister Matthias Klopfer, Prälat Ralf Albrecht, Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami, Dekanin Dr. Juliane Baur, Dekan Timmo Hertneck, Schulamtsleiterin Sabine Hagenmüller-Gehring und Rektor der Albertville Realschule in Winnenden Sven Kubick. Musikalisch wurde der Abend von Rainer Schnabel an der Trompete und von Hannelore Hinderer, Bezirkskantorin, an der Orgel begleitet, bevor sich die Gäste während eines Stehempfangs persönlich von ihm verabschieden konnten.

Lob und Dank von allen Seiten

Verabschiedung des SchuldekansOberbürgermeister Matthias Klopfer dankte Martin Hinderer im Namen der Stadt Schorndorf und im Namen der „kommunalen Familie“ für die tolle Kooperation in den letzten 10 Jahren. Egal ob während der Flüchtlingskrise in den Jahren 2014, 2015 und 2016, während der Remstal-Gartenschau 2019 oder dem Luther-Jubiläum im Jahr 2017. Albrecht beschrieb den scheidenden Schuldekan in seiner Rede zur Entpflichtung als „Schuldekan aus Berufung“. Er sei ein „motivierter und motivierender Mensch“ und „mit Leib und Seele eine Verkörperung des Berufsstands“ des Schuldekans gewesen. Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwami hob vor allem den Einsatz Hinderers in der Schulseelsorge hervor. Erwähnte aber auch, er sei niemand gewesen, der sich leicht zufriedengibt. In Sitzungen habe er oft nachgefragt, angemerkt und nicht einfach nur zugestimmt. Auch Sabine Hagenmüller-Gehring betonte in ihrem Grußwort, Hinderer sei ein Mensch „mit viel Herz und Verstand“. Sie habe seine „Offenheit und sein ehrliches Interesse an Menschen“ stets geschätzt. Sven Kubick, Rektor der Albertville Realschule in Winnenden dankte Hinderer für seinen Einsatz in der Schulseelsorge, der Gewaltprävention und dem Aufbau einer ökumenischen Gemeinschaft nach dem Amoklauf im Jahr 2009. Er sei nie ein „Hinderer gewesen, sondern immer ein Ermöglicher und Unterstützer“, so Kubick. Dekanin Dr. Juliane Baur beschrieb sein besonderes Interesse an der Konfirmandenarbeit, lobte seine einfühlsame Beobachtung und seine stets konstruktiven Bemerkungen gegenüber Pfarrern und Religionslehrerinnen und -lehrern in Lehrproben. Er habe Menschen zur Weiterentwicklung angespornt.

Die letzten beiden Schuljahre während der Corona-Pandemie bezeichnete Martin Hinderer in seiner Abschiedspredigt als „anstrengend“. Bei den Religionspädagogen sei die Luft nach dem Lockdown, nach Ausfall des Religionsunterrichts und nach Homeschooling, raus. Doch habe die Zeit einem auch die längst verdrängte Wahrheit aufgezeigt: Das Leben ist endlich und das Glück zerbrechlich. „Kinder und Jugendliche brauchen Menschen, die für etwas stehen, authentische Personen, die ihre Zweifel nicht verbergen, aber trotzdem glauben“, erklärt er. Er habe den Bildungsauftrag von Schule sehr umfangreich gesehen und während der Corona-Pandemie stets die Beibehaltung des Religionsunterrichts gefordert, erklärt auch Dekanin Dr. Juliane Baur.

„Seid bereit Rede und Antwort zu stehen“, appelliert er deshalb auch in seiner Abschiedspredigt an die Religionslehrerinnen und -lehrer. Er bezeichnet die Schule als wichtigen Lebens- und Begegnungsraum und als Raum für existenzielle Fragen des Lebens. Die biblischen Geschichten verlieren an Relevanz, rund 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht sind konfessionslos. Hinderer selbst nennt sich „Lobbyist“ für das Thema Religion im Schulunterricht. Für ihn gelten die „weichen Faktoren“ wie Empathie, Sozialkompetenz, Literatur und Kunst als genauso wichtig wie die Kernfächer Mathematik und Deutsch.

Über 40 Jahre der evangelischen Bildungsarbeit gewidmet

Bereits während der Jugendzeit und später auch während des Studiums war Martin Hinderer bereits in der kirchlichen Jugendarbeit tätig. Er wurde Pfarrer in Stuttgart-Stammheim bevor er 1997 als Dozent für Konfirmandenarbeit an das Pädagogisch-Theologische Zentrum der Evangelischen Landeskirche in Birkach wechselte. Dort konnte Hinderer seine Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen 15 Jahre lang einbringen. Religiöse Themen sollten immer von den Fragen und Gedanken der Kinder her entwickelt werden. Darin sah er den pädagogischen Erfolg. Lebendig sollte der Konfirmandenunterricht sein. Aus diesem Grund hat Hinderer auch selbst Literatur verfasst, die Pfarrerinnen und Pfarrern helfen soll, die religiöse Bildung ansprechend zu gestalten. Er hielt zudem auch Seminare, bildete Vikare aus und unterstützte Pfarrer in allen Fragen, die die Konfirmandenbetreuung betraf. Auch gerade deshalb war der Schritt Schuldekan zu werden vor 10 Jahren nur der logische. Oberstes Ziel von Martin Hinderer war, dass Schüler im konfessionellen Religionsunterricht in der Schule ihre eigene religiöse Identität entwickeln und darüber sprechen können. „Alle biblischen Geschichten können in die fundamentalen Fragen des Lebens heute übertragen werden“, erklärt der scheidende Schuldekan.

Nachfolger gewählt

Über 40 Jahre seines Lebens hat der 65-jährige Martin Hinderer der evangelischen Bildungsarbeit gewidmet. In seinem Ruhestand freue er sich zuerst einmal darauf „den Stecker zu ziehen“, nichts zu tun, Zeit mit seiner Familie und für die Dinge zu haben, die in den letzten Jahren durch lange Arbeitszeiten zu kurz gekommen sind. Doch er könne sich nicht vorstellen gar nichts mehr zu tun. Anfragen für einen Lehrauftrag habe er schon erhalten. Als Hinderers Nachfolger wurde am 30. Juni der 59-jährige Pfarrer und Pädagoge Andreas Lorenz gewählt, der voraussichtlich am 1. September seinen Dienst antritt.