Stadtnachricht

Starkregenrisiko auch an der Rems


Starkregen kann auch unweit von Gewässern und in engen Tälern auftreten und gefährdet Grundstücke am Hang, in Mulden oder im Tal.

Spätestens seit dem verheerenden Hochwasser im Ahrtal, das 2021 zahlreiche Menschenleben gekostet hat, ist klar, dass auch in Deutschland plötzlich auftretende Starkregenereignisse zur Katastrophe führen können. Dauerregen und Starkregen sorgten dafür, dass innerhalb von wenigen Stunden die Flusspegel erheblich anstiegen.

Mit dem Hochwasserschutz gibt es im Remstal eine lange Tradition der interkommunalen Zusammenarbeit. Es wurden zahlreiche Schutzanlagen insbesondere an der Rems umgesetzt. In den letzten Jahren traten jedoch auch immer mehr die Starkregenereignisse in den Vordergrund, bei welchen Überflutung in der Fläche weit weg von den Gewässer auftreten können. Starkregen kann jeden treffen.

Auf dieses Szenario möchte man im Remstal ebenfalls gut vorbereitet sein. Aus diesem Grund hat der Wasserverband Rems ein Projekt gestartet, um die Resilienz gegenüber Starkregenereignissen in den Kommunen entlang der Rems zu erhöhen. Ziel ist es, die Gefahr in der Fläche bei Starkregen aufzuzeigen und allen potentiell Betroffenen die Chance zur Vorbereitung und Eigenvorsorge zu geben. In den Kommunen werden zudem bauliche, organisatorische, technische und informative Schutzmaßnahmen ausgearbeitet um die Schäden durch Starkregen zukünftig möglichst gering zu halten.

Schutzanlagen an den Flüssen können überlaufen

„Im Remstal gibt es viele Hochwasserschutzanlagen. Bei einem Ereignis wie im Ahrtal würden diese nicht ausreichen, so dass es auch in dem geschützten Bereich schnell zu großen Überflutungen kommen würde“, erläutert Markus Moser vom Regierungspräsidium Stuttgart, der das Projekt des Wasserverbands betreut. Auch die insgesamt vier vorhandenen Hochwasserrückhaltebecken könnten die Menschen nicht gänzlich davor schützen, dass ihr Keller oder sogar das ganze Haus vollläuft oder ihr Auto weggeschwemmt wird. Den Beteiligten ist es deshalb auch ein großes Anliegen, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung für solch mögliche Starkregenereignisse in der Fläche und Flusshochwasser noch stärker verankert wird. Diese Gefahr ist auf den Hochwassergefahren des Landes dargestellt (www.hochwasserbw.de)
„Jeder und jede sollte sich einen persönlichen Notfallplan aufstellen für den Fall der Fälle“, betont Meri Eremut, freiberufliche Projekt-, Hochwasser- und Starkregenrisikomanagerin, die das Projekt im Auftrag des Wasserverbands koordiniert. „Nach dem Wasserhaushaltsgesetz des Bundes ist sogar jeder Bürger verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten für den Hochwasserfall vorzusorgen“, so Eremut.

Handlungskonzept wird erarbeitet

Um den Menschen Informationen für diesen privaten Notfallplan an die Hand zu geben, erarbeiten die elf Kommunen des Wasserverband Rems bis Ende 2024 ein Starkregenrisikomanagement-Konzept. Das Vorhaben folgt dabei einer Methodik, die im Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“ festgelegt ist und in drei Phasen umgesetzt wird: Gefährdungsanalyse, Risikoanalyse und Handlungskonzept.

Die erste Projektphase, die im November 2022 gestartet wurde, ist bereits in vollem Gange. Dabei geht es um das Erstellen von Starkregengefahrenkarten für die drei möglichen Szenarien von geringen, mittleren und extremen Starkregenereignissen und um die Gefahrenanalyse.

Als nächstes kümmert sich das Projektteam um die Risikobetrachtung von beispielsweise Schulen, Kindergärten oder Altenheimen. Der letzte Schritt ist dann die Ausarbeitung eines Handlungskonzepts, welches Maßnahmen zur Information und Beratung der Bürgerschaft, Berücksichtigung gefährdeter Bereiche im Flächennutzungs- und Bebauungsplan sowie die Ausarbeitung eines Alarm- und Einsatzplans enthält. „An diesem Leitfaden, der für die Kommunen erstellt wird, können sich dann auch die Privathaushalte und Gewerbetreibenden orientieren“, sagt Moser.

Für das Projekt nimmt der Wasserverband Rems 630.000 Euro in die Hand, 70 Prozent davon werden vom Regierungspräsidium Stuttgart gefördert. Die Unteren Wasserbehörden der Landratsämter Ludwigsburg, Waiblingen und Ostalbkreis begleiten das Projekt mit ihrer wasserwirtschaftlichen Expertise.

„Für mich ist das Projekt ein Sternchenthema für die Stadt Schorndorf und für den Wasserverband Rems“, sagt Thorsten Englert, Schorndorfs Erster Bürgermeister und Verbandsvorsitzender des Wasserverbands. „Es besteht steigender Handlungsdruck, da durch den Klimawandel immer mehr Starkregenereignisse auftreten“, so Englert weiter. Die interkommunale Zusammenarbeit sei dabei von besonders großer und wichtiger Bedeutung.

Hintergrund

Insgesamt nehmen elf Kommunen des Verbands daran teil, darunter Böbingen, Essingen, Lorch, Mögglingen, Plüderhausen, Remseck, Remshalden, Schorndorf, Urbach, Waiblingen und Winterbach. Die Stadt Heubach, die ebenfalls im Einzugsgebiet der Rems liegt, hat ein eigenes Starkregenprojekt gestartet, welches in enger Zusammenarbeit mit dem Wasserverband umgesetzt wird.

Der Projektstart fand im November 2022 statt, und es wurden bereits erste Arbeiten zur Gefährdungsanalyse durchgeführt. Das Projekt wird von der Arbeitsgemeinschaft geomer GmbH, dem Ingenieurbüro Winkler & Partner und Meri Eremut, einer freiberuflichen Hochwasser- und Starkregenrisikomanagerin, fachlich umgesetzt.

Das Projektende ist für Januar 2025 geplant.

Weitere Informationen

Das Hochwasser- und Starkregen-Portal des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg hat die wichtigsten Schritte für die eigenen Vorsorgemaßnahmen zusammengefasst unter www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/buergerinnen-und-buerger.

Weitere Webportale sind der interaktive Dienst UDO (Umweltdaten online) für Hochwassergefahrenkarten und die Webseite Regina Stark zum Thema Starkregengefahr.