Stadtnachricht

Zur Zukunft der Schorndorfer Innenstadt


So könnte das neue Bibliotheksumfeld aussehen: viel Grün, Schatten, Spielgeräte und ein Lesehof.

Innenstädte befinden sich nicht erst seit der Corona-Pandemie in einem dynamischen Wandlungsprozess. Längst sind sie nicht mehr nur Orte der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen, sondern auch Freizeit- und Erlebnisräume für die gesamte Stadtgesellschaft und Gäste aus dem ganzen Umland.

Wo lange Zeit der Handel im Alleingang für Frequenz und Lebendigkeit gesorgt hat, müssen künftig durch einen gelungenen Mix aus Freizeitangeboten und Aufenthaltsqualität Besuchsmotive ergänzt werden. „Wir müssen für die Innenstadt zusätzliche Standbeine schaffen, Handel ist und bleibt zentral, aber jedes weitere Besuchsmotiv stärkt die Attraktivität“ so Citymanager Lars Scheel vom Eigenbetrieb Tourismus und Citymanagement.

Strukturwandel in den Innenstädten

Wie aber begegnet Schorndorf dem Strukturwandel der Innenstädte und welche Schlüsselprojekte sind dabei aus Sicht der Verwaltung entscheidend für eine lebendige Innenstadt der Zukunft? Um diese und weitere Fragen zu diskutieren und gemeinsam nach Antworten zu suchen, hatte die Stadtverwaltung die Gewerbetreibenden der Innenstadt am Dienstag, 23. Mai, ins Rathaus eingeladen. Mehr als 70 Inhaberinnen und Inhaber waren der Einladung gefolgt und konnten sich sowohl über aktuelle Herausforderungen und Handlungsempfehlungen als auch über ganz konkrete Impulse zu verschiedenen Bereichen der Schorndorfer Innenstadt informieren.

Dr. Peter Markert, Geschäftsführer vom Institut für Marketing und Kommunalentwicklung Aalen, stellte in seinem Vortrag allgemeine Trends und Herausforderungen der Innenstädte vor und appellierte umzudenken: „In Zukunft gilt: Frequenz für statt durch den Handel“. Gleichzeitig bescheinigte er Schorndorf großes Potenzial.

Oberbürgermeister Bernd Hornikel, Erster Bürgermeister Thorsten Englert und zahlreiche Mitarbeitende der Stadtverwaltung standen an Infoinseln und bei einer abschließenden Diskussionsrunde für Fragen und zum Austausch zur Verfügung.

Große Pläne für Schorndorf

Im Fokus standen der Schorndorfer Marktplatz, das Umfeld der neuen Stadtbibliothek am Spitalhof sowie die Gottlieb-Daimler-Straße und die Schlichtener Straße im Bereich der Stadtkirche. Weil in allen drei Bereichen Verkehrs- und Veranstaltungsflächen dominieren und es an Aufenthaltsqualität mangelt, schlägt die Verwaltung einen Mix aus kurzfristig wirksamen temporären Umgestaltungen und mittelfristig angelegten Realisierungswettbewerben mit dem Ziel des Umbaus der Bereiche vor.

So wird, wenn der Gemeinderat den Vorschlägen der Verwaltung folgt, der Spitalhof nach der Durchführung eines Realisierungswettbewerbs zum Bibliotheksplatz umgebaut, mit viel Grün, Schatten, Spielgeräten und einem Lesehof. Die Archivstraße und Johann-Philipp-Palm-Straße sollen im gleichen Zug verkehrsberuhigt und mit mehr Aufenthaltsqualität neu gestaltet werden.

Auf dem Unteren Marktplatz sieht der Verwaltungsvorschlag vor, zunächst temporär, verschiedene Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten abseits der Parknutzung zu erproben und anschließend im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs den gesamten Marktplatz zu überplanen. Auch hier sollen die Verkehrsflächen zugunsten der Aufenthaltsqualität entfallen und beispielsweise der Obere Marktplatz mit Wasserspiel, Gehölzen und vielen zusätzlichen Sitzmöglichkeiten zum Wohnzimmer der Bevölkerung werden.

In die Gottlieb-Daimler-Straße soll ab 2024 mit neuen Außenflächen für die anliegenden Gastronomen und vielen Sitzgelegenheiten und Kübelpflanzen ein ganz neues Flair Einzug halten. Die dafür notwendigen Flächen werden auch in diesem Bereich durch die Aufgabe der Parkplätze geschaffen.

Meinungen fallen differenziert aus

Das Echo der Gewerbetreibenden zu den Vorschlägen der Verwaltung war differenziert. Während einige im Wegfall der Parkplätze eine Bedrohung für ihre Betriebe sahen, zeigten sich andere von den Vorschlägen und den geplanten Investitionen in die Innenstadt begeistert. Oberbürgermeister Bernd Hornikel betonte, wie wichtig es sei dem steigenden Leerstand in der Innenstadt entgegenzutreten und versprach den Gewerbetreibenden: „Ich bin bereit dem Handel und der Gastronomie die Bühne zu bereiten – bespielen müssen Sie diese selbst.“ Im Juni wird im Gemeinderat über das weitere Vorgehen im Bereich Bibliotheksumfeld abgestimmt. Im Juli folgen die Beratungen zum Marktplatz und der Gottlieb-Daimler-Straße. Für alle Bereiche sehen die Verwaltungsvorschläge weitere Bürgerbeteiligungen vor.