Stadtnachricht

Tausende Kunstbegeisterte unterwegs



Die zehnte Schorndorfer Kunstnacht am vergangenen Samstag war ein voller Erfolg. Die Schorndorfer Kunstszene präsentierte eine Gesamtschau, die facettenreicher nicht hätte sein könnte. Unter dem Motto "einfach nur mal gucken" setzten sich einige Tausend Besucher mit Arbeiten verschiedenster Künstler auseinander, betrachteten Werke in der Innenstadt, im Hammerschlag, in der Vorstadtstraße, im Heinrich-Rohrbeck-Weg und in Weiler.

Vor zehn Jahren wurden an einem Freitagabend in Schorndorf gleich drei Vernissagen angekündigt. Kurzerhand wurde das Uko-Mobil eingesetzt. Ulrich Kosts Shuttle-Service erlaubte den Besuch aller zeitlich abgestimmten Ausstellungs-Eröffnungen. So wurde in Schorndorf die Idee der Kunstnacht geboren. Im Jahr darauf nahmen bereits 21 Künstlerinnen und Künstler an dem Kunstspektakel teil. Ateliers und Werkstätten wurden für diese eine Nacht herausgeputzt, neue Ausstellungsflächen entdeckt und die Aussteller bemühten sich liebevoll um ein spannendes Rahmenprogramm für die Besucher.

Das Kunstwerk "U-Bahnhof Weiler Ost"

Der Erfolg der Veranstaltung hält bis heute an. Am vergangenen Samstagabend feierte die Kunstnacht ihr zehnjähriges Bestehen. In der Region bekannt und beliebt, zog das Spektakel auch in diesem Jahr wieder Tausende von Besuchern aus nah und fern in die Daimlerstadt. Das Programm kündigte 49 Stationen an - eine Vielfalt, die es in einer Nacht zu erleben galt. Während seiner Eröffnungsrede in den Galerien für Kunst und Technik empfahl Eberhard Abele vom Kulturforum Schorndorf, sich gerade nicht zum Ziel zu setzen, jede einzelne Ausstellung anzusehen, sondern lud zum entschleunigten Flanieren ein. Wichtig sei es, sich mit den anwesenden Künstlern zu unterhalten, Hintergründe zu erforschen und Kunst neu für sich zu entdecken. Oberbürgermeister Matthias Klopfer war begeistert angesichts der einfallsreichen Aktionen. Vor dem üppigen Buffet Ingrid Neumanns in den Galerien für Kunst und Technik, das Julia Voit als Basis ihres interaktiven Stilllebens diente, sprach er in seinem Grußwort unter anderem über das U-Bahn-Projekt des SVV alias Offene Werkstatt des Kulturforums. Dieses Projekt sorgte nicht nur während der Eröffnung für Schmunzeln auf den Gesichtern der Kunstnachtbesucher. Der Lärm des Probebetriebs der geplanten U-Bahn-Linie Stuttgart-Plüderhausen, der aus den Schächten des Untergeschosses der Galerien für Kunst und Technik drang, verursachte den ein oder anderen skeptischen Blick. Doch vor der U-Bahn-Station Weiler-Ost wurde man von fachkundigem Personal ausführlich informiert, konnte Fragen stellen und Diskussionen beiwohnen. Schon während der Kunstnacht wurden Protestplakate am Bauzaun befestigt, der die fast fertiggestellte U-Bahn-Station umschloss.

Das "Röhm" war auch in diesem Jahr ein Besucheranziehungspunkt. Insgesamt 27 Ausstellungsräume lockten in die ehemalige Lederfabrik. Hier traf Subkultur auf Hochkultur. Kunst gab s nicht nur zu sehen, viele Künstlerinnen und Künstler luden zum Mitmachen ein. Dass Musik und Kunst zusammenpassen und teilweise zusammengehören, bewiesen nicht nur Dietmar Bärtele und Harald Rettich mit handgemachtem Blues und digitalen "Live Visuals". Auch beim Betrachten Martin Schnabels überdimensionaler Holzskulpturen konnte man den virtuosen Improvisationen des selbst ernannten Teufelsgeigers mit Unterstützung der Band "Swim Bird Fly" beiwohnen. Wlodzimierz Szwed teilte seinen Ausstellungsraum mit Arbeiten von Künstlern aus den Partnerstädten. Neben seinen Bildobjekten aus Zellstoff waren Gemälde, Fotografien und Grafiken von insgesamt acht Künstlern aus dem italienischen Dueville zu sehen. Die französischen Künstlerinnen Dorothée Sadowski und Sylvie Christophe aus Tulle waren persönlich anwesend. Sie erläuterten liebevoll ihre Arbeiten und tauschten sich interkulturell mit den Besuchern aus. Im Gepäck brachten sie Werke von fünf weiteren Künstlerfreunden aus ihrer Heimatstadt mit.

Auf dem Gelände der Freien Objekt Manufaktur in der Augustenstraße zeigten Mitglieder der Schock-Kultur-Gruppe ihre Bilder, Fotografien, Objekte und Installationen. Teilweise humorvoll, teilweise düster, forderten die Arbeiten zum Nachdenken auf. Im Kino waren Kurzfilme unterschiedlichster Art zu sehen. Auf der Bühne wechselten sich Wort- und Musikbeiträge ab, alles Handmade und aus der Region.

Wer nicht vor der Bühne sitzen wollte, konnte es sich auf dem Hof rund ums Lagerfeuer gemütlich machen. Es gab viele witzige Aktionen wie beispielsweise einen Foto-Fix-Automaten. Anstelle eines Fotos erhielt man von Johannes Riediger eine karikative Zeichnung.

Ob in der Freien Objekt-Manufaktur, in den Galerien für Kunst und Technik beim Glanzlichtertanzvergnügen, in der Wasserwerkstatt im "Röhm" oder in den vielen Künstlerateliers, der Ausklang der Kunstnacht war geprägt von einer Atmosphäre kunstgesättigter, sich austauschender Gäste. Man ist gespannt auf nächstes Jahr.