Tastbares Leitsystem im Künkelin-Rathaus
Wer seit Anfang März das Künkelin-Rathaus betreten hat, dem dürfte es gleich aufgefallen sein: Auf dem Boden gibt es jetzt viele aufgeklebte Punkte und Streifen. Sie zeigen den Weg zur Zentralen Auskunft im Erdgeschoss und zur Infotheke im ersten Stock. Dabei handelt es sich um ein Leitsystem, das Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen hilft. Man nennt es taktiles Leitsystem. Menschen mit Sehbeeinträchtigung können sich dank der tastbaren Leitlinie weitgehend alleine im Künkelin-Rathaus bewegen.
Die Wegeführung leitet zu den beiden Info-Stellen des Bürgerservice. Das sind die zentralen Anlaufstellen im Künkelin-Rathaus. Von dort kann den Bürgerinnen und Bürgern dann weitergeholfen werden.
Gerd Widmann ist Leiter der Bezirksgruppe Rems-Murr des Blinden- und Sehbehindertenverbands Württemberg. Dieser Verein setzt sich für Belange von Menschen mit Sehbehinderung ein. Er sagt: „Eine Nachrüstung ist nie eine perfekte Lösung, aber durch kleinere Maßnahmen kann man den Alltag von Menschen mit Sehbehinderung bei Behördengängen schon enorm erleichtern.“
Widmann hat die Stadt bei der Planung beraten. Im Sommer 2023 wurde gemeinsam entschieden, wo Markierungen auf dem Boden sinnvoll sind. „Dabei haben wir uns auf den Zugang von der Urbanstraße konzentriert, da sehbehinderte Menschen nicht alleine über das Parkdeck kommen“, sagt Inklusionsbeauftragte Lena Rosteck.
„Die taktilen Leitlinien sind kontrastreich und deshalb eine große Hilfe“, sagt Bürgerin Jennifer Schweder. Die Schorndorferin hat aufgrund einer Augenerkrankung eine starke Einschränkung im Sichtfeld. Im Alltag führt sie ihr Blindenführhund sicher durch die Stadt. „Gerade in der Schorndorfer Altstadt ist es sehr schwierig, sich zu orientieren.“ Schweder freut sich über das neue taktile Leitsystem im Künkelin-Rathaus und betont, dass es noch viel mehr solcher Leitsysteme brauche.
Das System wird noch durch eine Info-Stele vor dem Gebäude ergänzt. Die tastbare Darstellung des Gebäudes hilft den sehbeeinträchtigten Besuchern, sich vor dem Gebäude zu orientieren. Die Anfertigung der Stele ist bereits beauftragt. „Die Arbeiten wurden unter Berücksichtigung der entsprechenden DIN für „Bodenindikatoren im öffentlichen Raum“ geplant und umgesetzt“, erklärt der durchführende Projektleiter des Fachbereichs Gebäudemanagement, Carsten Koglin.
Mit dem taktilen Wegeleitsystem im Künkelin-Rathaus wurde eine weitere Maßnahme aus dem Aktionsplan „Schorndorf inklusiv“ umgesetzt. Der Aktionsplan umfasst knapp 100 Maßnahmen. Deren Umsetzung bewirkt, dass Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Mehr Infos gibt es auf der Internetseite www.schorndorf.de/inklusion. Die Inklusionsbeauftragte Lena Rosteck kann auch direkt per E-Mail an inklusion(at)schorndorf.de kontaktiert werden.